Gelsenkirchen.

Ein Durchbruch ist es nicht, aber mehr als nur ein Fingerzeig. Die Stimmungslage in den Führungsetagen der heimischen Wirtschaft steigt. Unternehmen beurteilen ihre Zukunft zusehends besser.

„Die Talsohle scheint damit durchschritten, es geht wieder aufwärts“, sagte Claus Cordt, Geschäftsführer der Sparkassen Vermögensmanagement Gelsenkirchen GmbH (SVM), die den ELIX in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen herausgibt.

ELIX-Wert deutlich über Durchschnitt

Der ELIX-Wert, der die lokalen Zukunftsaussichten der Wirtschaft anhand der Befragung von 160 ausgewählten Unternehmen widerspiegelt, liege damit wieder deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 101 Punkten. Auch wenn er damit noch längst nicht an die Bestwerte von 130 im Jahr 2011 anknüpfen könne.

Allerdings heißt dies nicht, dass die Hände in den Schoß gelegt werden können. Im Gegenteil: Nur jedes fünfte Unternehmen bewertet die Zukunftsaussichten wieder positiv (vorher jedes zehnte). Mit schlechteren Geschäften rechnen nur noch 11,2 Prozent (vormals: 22,9 %). Neun von zehn Unternehmern setzen auf eine gleichbleibende oder günstigere Entwicklung der regionalen Wirtschaft. „Damit zieht die regionale Erwartungshaltung wieder mit den bundesweiten Prognosen gleich“, sagte Peter Schnepper, Geschäftsführer der IHK Nord Westfalen.

Es sei vor allem das Exportgeschäft, das die Zukunftsaussichten untermauert. Um 25 Prozent ist aktuell der Umsatz bundesdeutscher Unternehmen am Exportgeschäft gestiegen. Von dieser Entwicklung profitiere, so Schnepper, auch die Gelsenkirchener Wirtschaft. Vier von fünf Unternehmen hatten mit stabilen oder besseren Auslandsgeschäften gerechnet. Deren Erwartungen seien teilweise übertroffen worden.

Leitzins auf 0.25 Prozent gesenkt

Überraschend wurde letzte Woche der Leitzins auf 0,25 Prozent gesenkt. Dies könne zumindest für Unternehmen einen positiven Schub geben, schätzt Claus Cordt. Vorwürfe, Banken würden die Kreditvergabe erschweren, weist er zurück. „Unser Kreditgeschäft wächst.“

Ob und inwieweit der Arbeitsmarkt davon profitieren wird, darüber gibt es keine belastbaren lokalen Zahlen. Fachkräftemangel, sagt Schnepper, gebe es hier nicht. Auch in puncto Infrastruktur sei Gelsenkirchen gut aufgestellt. Allerdings, die Anforderungen an die Arbeit haben sich grundlegend gewandelt. Nur noch 20 Prozent der Unternehmen gehören zur Industrie. 60 Prozent sind Dienstleister. Der Rest verdient das Geld mit Handel und Handwerk.

Prognos sieht Gelsenkrichen ganz weit hinten

Während die Unternehmen in der Region sich vorsichtig optimistisch äußern, was die Zukunft angeht, positioniert haben, zeichnet das Wirtschaftsforschungs- und Beratungsunternehmen Prognos in seinem jetzt veröffentlichen Zukunftsatlas für Gelsenkirchen ein düsteres Bild.

Darin wird Gelsenkirchen als Stadt mit großen Zukunftsrisiken geführt. In einem Ranking von den 402 Kreisen und Kreisfreien Städten in Deutschland findet sich Gelsenkirchen auf Platz 371 wieder. 2004 war es noch Platz 321.

In puncto Wohnstand sind die Zahlen noch katastrophaler. Gelsenkirchen ist im Prognos-Atlas auf platz 399 und wäre damit so etwas wie die dritt-ärmste Gemeinde Deutschlands. Lediglich was die demografische Entwicklung angeht, kann die Stadt nach Angaben von Prognos. mit anderen mithalten und liegt in dem Bereich im Mittelfeld auf Platz 155. Die eigene Stärke (Platz 368) und die hohe Arbeitslosigkeit (Platz 371) würden Gelsenkirchen laut Zukunftsatlas nicht zur ersten Adressen machen. Im Gegenteil. Grundlage der Studie sind 29 Indikatoren wie zum Beispiel die Zahl junger Menschen, Kaufkraft, Kriminalitätsrate, kommunale Schuldenlast, Firmengründungen, Investitionsquote der Industrie sowie die Beschäftigte in den Zukunftsfeldern.