Schalke-Fans schmücken Nordkurve zum Derby mit selbst gemalten Bannern
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Gelsenkirchen. Wenn der FC Schalke 04 am Samstag im heimischen Stadion auf den BVB trifft, soll die Nordkurve ein besonders eindrucksvolles Bild abgeben. Im Rahmen des Schalker Fanprojekts gestalten junge Leute schon seit Tagen bunte Banner. Aber auch nach dem Spiel bleibt das Projekt Anlaufstelle für viele Fans.
Das Bild erinnert mehr an eine Kunst AG als an einen Treff für Fußballfans. Doch der Grund, warum zehn junge Männer auf Knien hockend an bunten Bannern malen, ist schnell gefunden: Zum Revierderby soll die Nordkurve ein besonders eindrucksvolles Bild abgeben.
Erst seit Anfang September bietet das Schalker Fanprojekt den offenen Treff im Tribünengebäude der altehrwürdigen Glückauf-Kampfbahn an. Mehr Geld für die soziale Fanarbeit macht es möglich.
Anlaufstelle für Jugendliche
Noch ist der Raum, der schon seit 1994 als Anlaufstelle für Fans dient, etwas trist. „Wir sind auf die großen Massen an Spieltagen ausgelegt“, so Markus Mau, Leiter des Fanprojekts. Das soll sich ändern, der Raum wohnlicher werden.
Durch die Erhöhung der Mittel der „Deutschen Fußball Liga“ (DFL), die das Fanprojekt mit dem Land NRW und der Stadt finanziert, kann sich Mau wieder stärker dem widmen, was er „unsere originäre Arbeit“ nennt. Die Jugendlichen finden mittwochs von 17 bis 22 Uhr eine Anlaufstelle. Nicht nur, um sich über die gemeinsame Liebe zum Verein auszutauschen. Es wird gekickert, Konsole gespielt oder Fußball geguckt. Aber auch über Probleme in der Schule, Stress mit den Eltern oder auf der Arbeit wird gesprochen.
„Das Potenzial, das Schalke gerade bei jungen Leuten hat, ist riesig“, weiß Mau. Das will der Sozialarbeiter nutzen. Wie Stellvertreter Hendrik Jochheim hat Mau eine 40-Stunden-Stelle. Zeit, die fast ausschließlich für die Betreuung bei Heim- und Auswärtsspielen drauf geht.
Bildungspolitische Aktionen
Durch die Mittelerhöhung konnte Mitarbeiter Benjamin Munkert beim Fanprojekt seine Stundenzahl erhöhen. Der 30-Jährige betreut den Treff in der Regel. Bis zu 20 Jugendliche kommen vorbei, auch Mädchen spricht das Angebot an. Neben der Arbeit an Spieltagen, organisiert das Fanprojekt Schalke-Fahrten für junge Fans, aber auch bildungspolitische Aktionen wie Gedenkfahrten nach Auschwitz, Diskussionsabende oder jüngst ein Filmabend über Rechtsrockkonzerte.
In der Anfangszeit wurde der Raum in der Glückauf-Kampfbahn durch die einst gefürchtete Hooligangruppe Gelsenszene genutzt. Seit 2000 dient er vor allem den Ultras Gelsenkirchen als Anlaufstelle. Mindestens 400 aktive Fans treffen sich an Spieltagen. Seit über einem Jahr besucht Robin das Fanprojekt: „Ich bin durch einen Freund darauf aufmerksam geworden.“ Seinen Nachnamen möchte der 18-Jährige lieber nicht in der Zeitung lesen.
„Leider gibt es gegenüber aktiven Fans sehr viele Vorurteile“, so der Auszubildende, der jede freie Minute dem Verein widmet. „Das muss der Chef nicht unbedingt wissen.“ Er ist zwar kein Mitglied der Ultras, identifiziert sich aber mit den Idealen. „Egal wie die Mannschaft spielt, wir sind immer für den Verein da.“ Den Bismarcker stört es, dass bei Gewalt alle Fans in einen Topf geworfen werden. Über diese Themen wird auch beim offenen Fantreff gesprochen. „Verein, Fans, Polizei, Stadt und Land müssen an einem Strang ziehen“, sagt Markus Mau. Denn er weiß: „Fanprojekte sind nicht das Allheilmittel.“
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