Gelsenkirchen. 21 Mädchen und Jungen nehmen an der Naturerlebnis-Woche in Gelsenkirchen teil. Sie lernen spielerisch Flora und Fauna kennen und basteln gruselige Halloween-Runkeln

Schmatzend versinken Lauras und Fabians Stiefel im frischen Matsch, das nächtliche Gewitter hat den Waldboden rund um die Forststation Rheinelbe aufgeweicht. Letzte Böen rütteln am grünen Zeltdach, unter dem 21 Mädchen und Jungen geschäftig hin und her sausen von Tisch zu Tisch. Sie haben Messer in der Hand, schnitzen, mal die Zunge hoch konzentriert zwischen die Lippen geklemmt, Augen, Nase und Mund in pfundige Runkeln, pulen mit Entkernern geduldig das harte Fruchtfleisch aus dem Innern heraus oder flechten aus Efeu, Vogelbeeren und Platanenfrüchten wieselflink Kränze fürs schrumpelige Rübenhaupt.

„Puh“, sagt Fabian und grinst, „das ist ganz schön anstrengend.“ Der Achtjährige setzt den Entkerner ab und wischt sich mit dem Ärmel durchs nass-glänzende Gesicht. Auch da ist Matsch zu finden, aber bis auf Tanja und Nadine Rattay, die beiden Leiterinnen der Naturerlebniswoche im Ückendorfer Grüngürtel, sehen alle und alles irgendwie lehmig-braun aus. Tische, Bänke, die Kleidung (zum Glück wetterfest) der Dötze und erst recht ihre Hände und Gesichter.

Aber das tut dem Ferienspaß keinen Abbruch – im Gegenteil. Wo sonst kann man sich heute noch so herrlich einsauen beim Stöbern im Dickicht, auf der Jagd nach Bastelutensilien (oder anderen Kindern), ohne gleich ausgeschimpft zu werden? Eben.

Kinder entdecken die Pflanzenkunde

Die Natur-Erlebniswoche, Spiel und Spaß unter Federführung der Naturschutzjugend GE, hat natürlich auch eine wertvolle pädagogische Komponente. „Die Kinder lernen nebenbei eine ganze Menge über die Natur“, sagt Tanja Rattay. Kaum dass es die 37-Jährige ausspricht, prescht auch schon Jonas (7) heran. „Ich kenne zum Beispiel jetzt Berg-, Spitz- und Bergahorn und kann sie anhand ihrer Blätter unterscheiden“, verkündet der Junge stolz. Seine Mitstreiter nicken eifrig. Pflanzenkunde etwa, in abgewandelten Memory-Spielen eingebaut, gehört mit zum täglichen, vierstündigen Programm. Dazu gehörenzählen beispielsweise noch eine GPS-Ralley durch den Wald, das Herstellen von frischem Apfelsaft mit einer mittelalterlichen Hand-Presse und vieles mehr.

Leas Rübengeist für Halloween ist nach gut einer Stunde fertig. Spitze Sägezähne hat er und diabolische Sehschlitze. „Den stelle ich meiner Oma mit einer Kerze im Innern auf den Küchentisch – die gruselt sich bestimmt“, freut sich die Achtjährige schon diebisch auf die Überraschung.

Schwer zu sagen, was überwiegen wird: der Schrecken über die fies grinsende Runkelrübe oder der über den Berg Matsch daran . . .