Gelsenkirchen.

„Pilze sind etwas für alle Sinne“, erklärt Bernhard Demel seinen 25 Zuhörern. Gespannt hängt die Gruppe bei ihrer Reise ins Reich der Pilze in der Resser Mark dem Experten an den Lippen. Neben dem Aussehen der Pilze spielen Geruch sowie der Geschmack und insbesondere die Optik zur exakten Bestimmung eines Pilzes eine wichtige Rolle. Für die meisten Besucher war es eine Reise in eine andere Welt, zu der der Naturschutz Bund (NaBu) eingeladen hatte.

„Der Spaziergänger kommt gar nicht weit, ohne auf einen Pilz zu stoßen“, schmunzelt Demel schon nach wenigen Metern. Nur langsam kommen die Teilnehmer der „Herbstlichen Pilzwanderung“ an diesem sonnigen Tag voran und treffen am Wegesrand immer wieder auf neue Sorten. „Der Pilz an der Oberfläche ist nur der Fruchtkörper“, so Demel. Im Erdboden bestehe er aus einem großen Geflecht, das Myzel genannt wird. Und ihre Identität geben die Pilze sowieso nur ungern preis. Deshalb unterteilt Kenner Demel sie in Anfänger-, Fortgeschritten- und Spezialistenpilze, je nachdem wie schwer sie zu bestimmen sind und wie gefährlich sie für den Menschen sein können.

„Man kann jeden Pilz essen, manche sogar zweimal“, scherzt der Pilzsachverständige. Ein Bestimmungsmerkmal führt Demel mit seinem Pilzmesser vor: Manche Pilze verändern bei Verletzungen die Farbe, andere nicht. Auch das Aussehen unter dem Hut ist wichtig. So lassen sich dort vor allem Schwämme und Lamellen als Unterscheidungsmerkmal ausmachen. Im Wald an der Münsterstraße finden die Speisepilzliebhaber vor allem den Hallimasch. „Ein Massenpilz“, wie Demel sagt. Auch der Maronen-Röhrling landet in den meisten Körben. „Pilze sind sehr variabel und halten sich nicht an das, was in Büchern steht“, hat Demel festgestellt.

Nächster Termin erst 2014

Vor allem beim Geschmack gingen die Einschätzungen in den Büchern auseinander. Und in der Resser Mark trifft auch Demel auf Herausforderungen. „Von oben hätte ich gedacht, ihnen einen Waldchampignon zeigen zu können.“ Aber die Lamellen verraten Demel: „Es ist ein schmutziger Rötelritterling.“ Der Name leitet sich aus der Farbe und einer Art Burggraben, der den Pilz umgibt, ab. „Die Pilznamen sprechen häufig für sich.“ Doch die Pilzwanderung dreht sich nicht nur um den Pilz als Delikatesse. „Pilze sind wichtig für das Ökosystem“, betont Demel. Nur sie könnten das abgestorbene Holz im Wald zerlegen.

Fasziniert sind die Wanderer von den unbekannten Exemplaren. „Man könnte denken, hier hat jemand ein Stück Plastikfolie im Wald weggeworfen“, sagt Bernhard Demel und zeigt auf den orangeroten Becherling. Ein paar Meter weiter entlockt er einer Herbst-Lorchel eine Sporenwolke, die normalerweise zur Vermehrung dient. Die Teilnehmer sind zufrieden. Der Nabu auch. Nadine Rattay: „Wir hatten über 100 Anfragen für die Pilzwanderung, konnten aber nur eine begrenzte Anzahl mitnehmen.“ Der Rest muss bis zum nächsten Jahr warten. Dann wird der Nabu erneut auf die Pilzwanderung gehen.