Gelsenkirchen. .

Konrad Herz ist seit frühester Jugend mit der Friedhofskultur vertraut. Gottesacker besucht er nicht nur dienstlich in seiner Eigenschaft als Friedhofsgärtner. Bei einem seiner privaten Spaziergänge über den Zentralfriedhof in Münster, bei dem sein Augenmerk besonders auf Grabmalen liegt, entdeckte er schließlich eine historische Grabplatte mit Gelsenkirchener Bezug: Der erste Oberbürgermeister der damals jungen Großstadt Gelsenkirchen, Theodor Machens, hat in Münster seine letzte Ruhestätte.

„Es wäre doch wirklich schade, wenn dieses schöne und erhaltenswerte Grabmal nach Ablauf der Liegezeit einfach abgebaut und entsorgt würde“, dachte sich Konrad Herz. Seine Idee: Die Platte, die an eine Persönlichkeit der Stadtgeschichte erinnert, soll in Gelsenkirchen einen würdigen Ehrenplatz auf einem der hiesigen Friedhöfe bekommen.

Sensibler Umgang mit Grabmalen

Gesagt, getan – Herz begann, nach den Nachkommen des Mannes zu forschen, der von 1900 bis 1918 (Ober)Bürgermeister Gelsenkirchens war. Als gewählter Bürgermeister agierte Machens wenige Jahre. Nach dem Zusammenschluss der sieben Gemeinden Gelsenkirchen, Schalke, Ückendorf, Bismarck, Bulmke, Hüllen und Heßler zur Großstadt Gelsenkirchen anno 1903 erhielt der in Hannover geborene Verwaltungsjurist am 19. Dezember 1904 den Titel Oberbürgermeister. Am 2. November 1911 wurde Machens einstimmig im Amt bestätigt. Des Amts enthoben wurde er 1918 durch den damaligen Arbeiter- und Soldatenrat.

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Konrad Herz aus Buer wurde bei seinen Recherchen schnell fündig und nahm Kontakt zu einem Urenkel Theodor Machens’ in Siegburg auf. „Er ist mit einer Überführung der Gedenkplatte nach Gelsenkirchen einverstanden und bereit, die Ruhestätte in Münster schon vor 2028 aufzugeben“, sagt der Friedhofsexperte.

Antrag eingebracht

Herz’ nächster Schritt: Er berichtete seinem Nachbarn Axel Barton von der Idee – und der SPD-Stadtverordnete brachte einen entsprechenden Antrag ein. „Und bevor man sich jetzt dreht und wendet, weil kein Geld da ist, habe ich mich bereit erklärt, die Platte kostenlos an den vorgesehenen Ort zu bringen“, sagt der Mann mit Faible für eine würdige Gedenkkultur.

Eine letzte Ruhestätte für die Platte wurde inzwischen auch gefunden: Der Grabstein des ersten Gelsenkirchener OB soll im Eingangsbereich des Friedhofs in Heßler liegen. Konrad Herz und Axel Barton halten diesen für einen würdigen Erinnerungsort.

Für Herz würde ein Herzenswunsch in Erfüllung gehen, wenn auch mit anderen historischen Grabmalen würdevoll umgegangen würde. „Wir haben in Gelsenkirchen ohnehin eher wenig davon“, sagt er. „Ich möchte mich nachdrücklich für den Erhalt be- sonderer Grabmale einsetzen.“ Wünschenswert ist aus Herz’ Sicht auch ein sensibler Umgang mit alten Stätten der Erinnerung an Verstorbene. Grabmale würden, wenn die Liegezeit abgelaufen sei, viel zu oft einfach gedankenlos entsorgt. Was Machens Grabplatte angeht: Sie wird verlegt. Das beschloss der Rat gestern einstimmig. Konrad Herz wird’s besonders freuen.