Gelsenkirchen. Galgenfrist für die alten Platanen - deren Wurzeln haben an der Vandalenstraße bereits ihre Spuren hinterlassen. Gefällt werden sollen sie nun aber erst im Zuge der Nutzungsänderung für das alte Gemeindehaus. Darin sollen Demenzwohnungen und ein Begegnungszentrum entstehen.

Die Geschichte der vier alten Platanen an der Vandalenstraße in Hüllen wird fortgesetzt. Bereits im Januar hatte die Bezirksvertretung Mitte auf Grund einer SPD-Anfrage darüber diskutiert, ob hier die Säge sägen soll.

Immerhin: Die über 60 Jahre alten Baumriesen stehen vor dem ehemaligen Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Hüllen. Und das hat bekanntlich Wilhelm Pasch erworben, um hier in Demenzwohnungen und ein Begegnungszentrum zu investieren.

Ersatzbepflanzung schon geplant

Just mit Blick auf die angedachte Nutzung und ferner die Spuren der Zerstörung durch die mächtigen Baumwurzeln hatte SPD-Sprecher Lothar Urban also in der Januar-Sitzung angeregt, die Bäume noch im Frühjahr zu fällen – und nicht bis zur Straßenbaum-Rundfahrt zu warten. Das Ergebnis: Die Platanen bekamen eine Galgenfrist. Und die hat sich seit der jüngsten Sitzung der BV Mitte am Mittwoch verlängert. Da lag nämlich das Ergebnis erwähnter Baum-Besichtigung vor. Während notwendige Fällungen und entsprechende Nachpflanzungen an anderen Standorten unstrittig waren, meldete Lothar Urban erneut seine Bedenken zur Platanen-Adresse Vandalenstraße an.

Die gefahrenfreie und uneingeschränkte Nutzung für Rollatornutzer und Rollstuhlfahrer sei hier nicht gegeben, war von den Baumbegutachtern zwar festgestellt worden. Gefällt werden sollen die Platanen aber erst im Zusammenhang mit dem Antrag auf Nutzungsänderung für das alte Gemeindehaus. Für den Fall ist eine Ersatzbepflanzung bereits geplant.

"Mal wieder ohne künstliches Licht in der Wohnung sitzen"

Zwei der vier Bäume hält Urban allerdings für regelrecht gefährlich, weil die Wurzeln bereits Schäden am Gehweg verursacht hätten. Womöglich seien die Wurzeln auch schon bis zum Haus vorgedrungen. „Die Verwaltung hat gesagt, ein Wurzelrückschnitt sei nicht möglich, weil dann eine Standgefährdung der Bäume bestehe“, sagte Urban am Tag nach der BV-Sitzung. Nicht ohne den Hinweis, dass die Stadt eine Verkehrssicherungspflicht habe.

Grundsätzlich, so die Meinung der Bezirkspolitiker, gehörten so große Bäume ohnehin nicht in dichte Wohnbebauung. „Die Menschen sollten mal wieder ohne künstliches Licht in der Wohnung sitzen können.“ Daran habe wahrscheinlich niemand gedacht, als in den Nachkriegsjahren Bäume gepflanzt wurden.

So bleiben die alten Platanen an der Vandalenstraße also erst einmal stehen. Bis das nächste Kapitel im Bezirk Mitte aufgeschlagen wird.

An der Boeckerstraße gehören Platanen zum historischen Siedlungsbild

Sieben Baumstandorte standen auf der Halteliste der Befahrung der BV Mitte im Juni. Das Ergebnis u. a.: An der Wildenbruchstraße wird eine Robinie wegen Verkehrsgefährdung gefällt. Zwei Robinien mit Stamm- und Kronenschäden werden an der Grabenstraße entfernt; an der Dorotheenstraße sind die Tage einer Linde und einer Robinie gezählt.

Weil sie ausreichend beschnitten wurden und historisch zur Siedlung gehören, bleiben zehn Platanen an der Boeckerstraße trotz Anliegerbeschwerden erhalten.