Gelsenkirchen.
Die wenigen noch auf dem Halfmannshof verbliebenen Künstler kämpfen weiter, die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Gelsenkirchen (GGW) als Eigentümerin schafft Fakten. Was die Künstler noch mit einem eilig eingereichten artenschutzrechtlichen Gutachten verhindern wollten, nämlich die Fällung der Bäume auf dem Gelände am Halfmannsweg, passierte am gestrigen Freitag: Das erste Holz ging zu Boden.
Um acht Uhr in der Frühe, erzählt Fotograf Helmut Kloth, der neben Keramikerin Barbara Echelmeyer, den Malern Heiner Szamida, Rolf John und Buchbinder Dietmar Klein noch auf dem Hof lebt, rückten die Handwerker mit ihren Sägen an. Kloth alarmierte die Polizei, konnte damit aber nur einen kurzen Aufschub erreichen. Harald Förster, GGW-Geschäftsführer, sah sich die Arbeiten vor Ort an und sagte: „Wir lassen sieben Bäume fällen, für die wir eine Fällgenehmigung durch die Stadt haben.“ Alle anderen Bäume, wie einige Birken, dürften ohnehin gefällt werden.
Weitere Fällungen trotz Gutachten
Damit war auch der vorerst letzte Versuch der Halfmannshöfer gescheitert, den Bestand der Künstlersiedlung mit Hilfe von Fledermäusen doch noch zu retten. Erst am Donnerstag hatte Helmut Kloth das Ergebnis eines Gutachtens für den Fledermaus- und Artenschutz an die GGW und das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen verschickt. Frank Todt, organisiert im Naturschutzbund Nabu, kam im November 2012 zu dem Ergebnis: „An den abendlichen Detektoruntersuchungen wurden folgende Arten sicher festgestellt: Großer Abendsegler, Zwergfledermaus, Rauhhaut- und Breitflügelfledermaus.“
Die Erkenntnisse, so der Gutachter, „lassen die Vermutung zu, dass Fledermäuse die Gebäude als Quartier, wahrscheinlich auch als Wochenstubenquartier nutzen“. Und weiter: „Eine Fällung der Bäume ohne vorherige Untersuchung auf ein Fledermausquartier darf auf keinen Fall geschehen.“ Auch der Abriss einzelner Gebäude dürfe ohne Untersuchung nicht stattfinden.
Künstler empfinden Situation als „Psychostress“
Die Sägen setzten am Freitag dennoch an. Helmut Kloth empfindet die aktuelle Situation auf dem Hof, der in Zukunft in ein Kreativquartier umgebaut werden soll, als „Psychostress“. „Wie fühlen Sie sich beim Niedergang des Hofes?“, fragte der Künstler den GGW-Geschäftsführer. Förster: „Das ist kein Niedergang, das ist ein Neuanfang.“ Förster kritisierte, dass das November-Gutachten erst jetzt vorlegt würde, Kloth erklärte das mit einem technischen Problem. Er erwägt, in der nächsten Woche Strafanzeige gegen die Stadt wegen der Baumfällung zu stellen.