Gelsenkirchen/Essen. Ein Räuber im Pech: Zuerst erbeutete ein Gelsenkirchener mit dem Pittermesser zwar 500 Euro an einer Tankstelle. Auf seiner Flucht fiel er aber in einen Bach. Als er die nassen Geldscheine in der Mikrowelle trocknete, fingen sie auch noch Feuer. Anschließend zeigte sich der räuige Täter selbst an.

„Mir tat er irgendwie leid“, gesteht die Kripobeamtin, die den Tankstellenräuber vernommen hatte, vor dem Landgericht Essen. Sie meint die Schicksalsschläge, die ihn kurz vor der Tat getroffen hatten. Der Satz passt aber auch zu der Pechsträhne des 39-Jährigen aus Gelsenkirchen-Resse nach dem Raub.

Das gelbe Pittermesser in seiner Hand beeindruckte am 13. Mai die 25-jährige Kassiererin in der Resser Tankstelle so sehr, dass sie ihm 500 Euro über die Ladentheke reichte. Er verließ das Gelände schnell und lief zu einem Gebüsch. Dort zog er seine gelbe Jacke aus und warf sie weg. Weiter ging er, verhedderte sich und fiel in einen Bach. In seiner Not legte er die nassen Geldscheine zu Hause in die Mikrowelle. Prompt fingen sie Feuer, kokelten vor sich hin.

Scheine im Klo abgespült

Den Brand stoppte er zwar. Doch ein Teil der Scheine war so unbrauchbar, dass er sie nur noch im Klo abspülen konnte. Den Rest zahlte er in den Geldautomaten der Volksbank ein. Doch da schlug das Sicherheitssystem Alarm und zog die heiße Ware ein. Ohne Geld dachte er zu Hause immer mehr über die Tat nach: „Mir wurde alles bewusst. Ich bin vor mir selbst erschrocken.“

Er betont, dass die ganze Familie den Kontakt abgebrochen hätte. Der bislang als Dieb gestrauchelte Mann scheint das zu verstehen: „Aber ein Gewalttäter bin ich nicht.“ Die Gewissensbisse zeigten Wirkung. Er packte eine Tasche mit Sachen fürs Gefängnis, rief 110 an und ließ sich von der Polizei zu Hause abholen. Ein Polizist, der ihn abholte: „Er wirkte froh darüber, dass wir kamen und ihn mitnahmen.“

Psychopharmaka geschluckt

Erst 2012 war der 39-Jährige aus dem Gefängnis entlassen worden. Als clean galt er, als frei von Drogen. Doch dann starb seine Oma, seine Ehe wurde geschieden. Am Tattag traf er seine Ex-Frau mit dem kleinen Sohn an der Hand, den er zwei Jahre lang nicht gesehen hatte. „Papa“, rief das Kind.

Das habe ihn so aus der Bahn geworfen, dass er Psychopharmaka in weit überhöhter Dosis schluckte. An die Tat will der geständige Angeklagte nur wenig Erinnerung haben. Ein Video von der Tankstelle zeigt ihn aber als überlegt handelnden Täter.