Gelsenkirchen. Wenn Kinder in den Bismarcker Kitas heute besser die deutsche Sprache lernen als früher, dann ist das auch ein Verdienst des Professoren-Ehepaars Ute und Christian Wittig. „Wir haben viel Glück gehabt im Leben. Wir haben Abitur gemacht, studiert, promoviert und habilitiert. Von diesem Glück möchten wir gerne etwas zurückgeben.“
Ute Witting, gebürtige Bismarckerin, leitete am Universitätsklinikum zu Münster das Institut für Arbeitsmedizin; Ehemann Christian, aus Dresden kommend, führte ein eigenes pathologisches Institut in der Stadt. „Dann kam der Moment am Ende unseres Berufslebens, in dem wir überlegten, was wir tun können, wie wir unser Erspartes sinnvoll einsetzen können – auch für die Zeit, wenn wir mal nicht mehr da sind. Wir haben keine eigenen Kinder, denen wir es hinterlassen könnten.“
An eine Stiftung dachten die Wittings nicht sofort. „Weil uns nicht klar war, dass so etwas zu Lebzeiten geht“, blickt Christian Witting zurück auf die Anfänge vor über fünf Jahren. Aber: Es geht. Das haben die beiden Mediziner schnell festgestellt. Am Ende aller Überlegungen stand fest: Münster ist reich, zu Dresden gibt es keine Bindungen mehr, Gelsenkirchen soll Begünstigte werden. Es folgten gute Gespräche im Rathaus und es folgte die Gründung der Witting-Stiftung. Oberbürgermeister Frank Baranowski ist als Vorstand eingesetzt, Alfons Wissmann, Leiter des Referates Erziehung und Bildung, als Geschäftsführer. Und es gibt eine klar formulierte Schwerpunktförderung, die Ute Witting begründet: „Wir glauben, dass der Erwerb der Sprache der Schlüssel für Bildung ist.“
Die Stiftung engagiert sich seit nunmehr fünf Jahren für die Förderung der Sprache und ermöglicht die soziale Integration von Kindern und Jugendlichen speziell in Bismarck. Durch die Sachmittel der Stiftung und die Förderangebote können die städtischen Kitas Auf der Hardt, Julius-Frisch-Straße, Franziskusstraße und Hohenzollernstraße eine Arbeit leisten, die sonst aus finanziellen Gründen nicht zu realisieren wäre. Seit 2007 unterstützt die Stiftung jährlich die Sprachförderung in den vier Einrichtungen. Baranowski: „In Zusammenarbeit mit einer logopädischen Praxis werden Defizite in der Sprachentwicklung aufgedeckt und positiv beeinflusst.“ Seit vergangenem Jahr profitiert auch die Kita in der Kronenstraße von dem durch die Stiftung ermöglichten Sprachförderungskonzept.
Die Witting-Stiftung setzt sich zudem für Projekte ein, die über Bewegung Sprachanlässe bieten und das Selbstvertrauen der Kinder stärken (Projekt „Sprache und Bewegung“). Außerdem unterstützt sie den spielerischen Umgang mit Zahlen, stellt Laptops mit Sprachlernsoftware zur Verfügung und veranlasste, dass in den Tageseinrichtungen in Bismarck die Grundausstattung für mathematische, technische und naturwissenschaftliche Forschung angeschafft werden konnte. Und: Der Erwerb von Lärmampeln, durch die die Kinder ein Bewusstsein für Lärm entwickeln, wurde ermöglicht.