Gelsenkirchen. Herman Marpe und seine zwei Söhne Stefan und Markus feiern das 40-jährige Bestehen des Frisörsalons in Gelsenkirchen-Erle. Aus dem Damensalon wurde ein Betrieb für Damen und Herren mit dem peppigen Namen „Haarscharf“

Die Zahl der Köpfe, denen Hermann Marpe in vier Jahrzehnten einen neuen Haarschnitt verpasst hat, kann der Friseurmeister längst nicht mehr zählen. Am Mittwoch feiert der Erler Traditionsbetrieb sein 40-jähriges Bestehen. Das Besondere: Während andere Familienunternehmen dringend Nachfolger suchen und die Kinder oft nichts vom elterlichen Betrieb wissen wollen, schwingen bei den Marpes mittlerweile die Söhne Stefan und Markus das Zepter. Pardon, die Schere.

Bekannt wie ein bunter Hund

Ans Aufhören denkt der 66-Jährige zwar nicht, aber die Verantwortung hat der Inhaber längst an den Nachwuchs übergeben. Stefan und Markus haben selbst den Meistertitel. „Wir lassen ihn aber auch nicht gehen“, betont Stefan Marpe. Vater Hermann ist bei den treuen Kunden nämlich sehr gefragt.

In Erle ist der Mann mit dem Zwirbelbart bekannt wie ein bunter Hund. Im Vorstand von Eintracht Erle, wo er selbst als Fußballer aktiv war, hat er gearbeitet, und er ist ein Freund des Karnevals: In der Session 1984/85 war Marpe Stadtprinz für die Erler Funken. „Ich habe immer ein offenes Ohr für die Vereine hier im Stadtteil“, so Marpe, der über sein Engagement aber kein großes Aufheben machen will.

Söhne wurden auch Friseure

Seine lockere Art kommt bei Kunden und Mitarbeitern gleichermaßen gut an. Keiner der Angestellten, viele davon wurden selbst ausgebildet, sei kürzer als 15 Jahren im Betrieb geblieben. Heute hat Hermann Marpe, inklusive Familie, sechs Angestellte. Nicht eingerechnet ist Inge Marpe, „die gute Seele des Betriebs“, wie der Chef betont. Die Gattin hat eine kaufmännische Lehre gemacht und eine Ausbildung als Kosmetikerin. „Sie ist die Managerin des Salons.“

Dafür, dass das Zusammenspiel der Generationen bei den Marpes so gut gelingt, hat das Familienoberhaupt eine Begründung: „Wir haben nie Druck ausgeübt. Die Jungs haben den Entschluss, Friseur zu werden, selbst gefasst.“ Und das relativ spät. „Ich habe erst etwas anderes ausprobiert und schnell gemerkt, dass ich nicht den ganzen Tag rumsitzen kann“, sagt Stefan Marpe. Den Beruf des Friseurs kannten die Söhne wie ihre Westentasche. Mutter Inge: „Beide sind im Laden groß geworden.“

„Die erste Herrendauerwelle habe ich Hannes Bongartz gemacht“

Der Friseursalon an der Darler Heide besteht seit über 60 Jahren. „Ich habe den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und den Betrieb 1971 als Damensalon übernommen.“ Erst folgte die Erweiterung auf Herrenhaarschnitte, vor 20 Jahren wurde der Laden dann durch ein zweites Ladenlokal vergrößert.

Viele Geschichten hat der Friseurmeister seitdem erzählt bekommen. Und er hat Trends kommen und gehen sehen. „Die Popper-Zeit hatte ihre typischen Frisuren, dann waren Langhaarfrisuren angesagt, heute geht der Trend wieder zu den 70er Jahren.“ Zudem fragen heute viele Männer nach farblichen Akzenten. „Die erste Herrendauerwelle habe ich Hannes Bongartz gemacht“, schmunzelt Marpe.

„Diese Nähe zu den Stars ist heute undenkbar“

„Das war die Mode damals.“ Er erinnert sich gern an die Besuche der Schalker Fußballer. Auch Bernd Thiele und Rüdiger Abramczik waren regelmäßig zu Gast. „Diese Nähe zu den Stars ist ja heute undenkbar.“ Heute muss ein überdimensionales Poster von Raúl neben einem der Spiegel reichen.

Und wie geht es für den Laden, der mittlerweile unter dem Namen „Haarscharf“ läuft, weiter? Stefan Marpe hat zwei Kinder, aber das Geheimrezept heißt ja: keinen Druck ausüben. „Die kommen nur zum Stylen her.“