Gelsenkirchen. Die Abendrealschule in Ückendorf will ihr Angebot um Tagesklassen erweitern und deshalb einen neuen Standort beziehen. Momentan ist die Abendrealschule als „Gast“ in der Lessing-Realschule untergebracht. Die Schule gibt es seit 1965.
Die Abendrealschule bietet jetzt Tagesunterricht an. Klingt verrückt? Ist es aber nicht. Die Zeiten haben sich einfach geändert.
Als die Abendrealschule Gelsenkirchen 1965 die Arbeit aufnahm, da mussten die Schüler „nebenbei“ arbeiten oder mindestens drei Jahre bereits gearbeitet haben. Oft waren es ausgelernte Gesellen, die noch ihren Meister machen wollten, dafür aber einen höheren Schulabschluss brauchten. Oder Arbeiter, die einen Ausbildungsberuf erlernen wollten. Oder Ähnliches.
Einen Schulabschluss nachmachen: Das ist auch heute das Ziel der Schülerinnen und Schüler der Abendrealschule. Hauptschulabschluss, Klasse 10 mit Quali, Fachoberschulreife — ein Ziel verwirklichen eben. Um besser voran zu kommen im künftigen Leben. Daran hat sich also nichts Wesentliches geändert.
Die Regelstudienzeit an der Abendrealschule liegt bei zwei Jahren
Allerdings haben sich die Zugangsvoraussetzungen geändert. Heute arbeiten sehr viele nicht mehr nebenbei, sondern konzentrieren sich ganz auf die Schule. Viele sind auch Alleinerziehende. Und für diese wie für jene bietet sich eigentlich Unterricht tagsüber an. Die Zugangsvoraussetzungen beziehen sich heute allein auf die Erfüllung der Vollzeitschulpflicht über zehn Jahre.
„Wir sind immer wieder nach Tagesunterricht gefragt worden. Die Alleinerziehenden bekommen dann leichter eine Kinderbetreuung und viele andere sagen auch, dass sie tagsüber besser lernen könnten“, erklärt Schulleiterin Mechthild Benter. Sie ist froh, jetzt dank dem Nutzungsrecht der Räume an der Gesamtschule Ückendorf – WAZ berichtete – Vormittagsunterricht anbieten zu können.
Die meisten Schüler sind zwischen 16 und 25 Jahre alte
Die Regelstudienzeit an der Abendrealschule liegt bei zwei Jahren. „Aber es gibt auch noch Vorsemester und man darf wiederholen. Die Schüler werden vor Beginn ihres Studiums hier ohnehin erstmal eingestuft. Wir haben so unterschiedliche Zugänge. Es kommen Jugendliche von der Förderschule, von der Hauptschule, aber auch welche, die am Gymnasium waren.“ Inklusion ist an der Abendrealschule schon lange kein Fremdwort mehr. Das Fördern von Schülern, die sehr unterschiedliche Voraussetzungen und sehr unterschiedliche Lernstände haben, ist hier schon immer eine Selbstverständlichkeit gewesen. Entsprechend sind auch die Lehrkräfte fortgebildet.
Früher waren die Lernenden hier in der Regel mindestens 20 Jahre alt, meist älter. Heute ist die Mehrheit zwischen 16 und 25 Jahren, kommt nach einer gescheiterten oder abgebrochenen Schulkarriere. Oder hat sich nach einem längeren Durchhänger an der Schule oder nach der Geburt des ersten Kindes gefangen. Es gibt hier eben viele, sehr verschiedene Biografien.