Gelsenkirchen. . 3500 – meist etwas ältere – Fans kamen ins Amphitheater, um ihr Rockorchester Ruhrgebeat zu hören. die Stimmung war durchgehend großartig, Höhepunkt war jedoch der Auftritt von Toto-Sänger Bobby Kimball.
Bobby Kimball war 1977 Gründungsmitglied der Band „Toto“ und ihr wichtigster Frontmann. Noch 36 Jahre später geht ein Raunen der Glückseligkeit durch das gut gefüllte Gelsenkirchener Amphitheater mit überwiegend reiferem Publikum, wenn Kimball zum Mikro greift. Auch für das Rockorchester Ruhrgebeat (ROR) ist dies ein denkwürdiger Auftritt.
Die Fans müssen an diesem Abend zwar bis 22 Uhr warten, bis die Legende die Bühne betritt, nicht jedoch auf seine populärsten Songs. Musikalische Schätze wie „Hold The Line“ oder „Rosanna“ werden sofort gehoben. Nachdenklich macht selbst mit Abstand von mehr als 30 Jahren der Hit „Africa“, mit dem die Band einst Aufmerksamkeit für das Schicksal der hungernden Kinder in Afrika erregen wollte.
Klassiker aus fünf Jahrzehnten
Zwar klingt so etwas wie Ehrfurcht an, dass Kimball mit dem musikalischen Aushängeschild des Reviers auftritt, doch spätestens als er über seine Reise nach Uganda und über den deutschen Großvater plaudert, über seine dürftigen Deutschkenntnisse scherzt („My Deutsch is terrible“), ist der Bann gebrochen.
Das Stimmungsbarometer zeigte bis zum Finale ein permanentes Hoch an. Zum einen, weil die Rock-Evergreens des ROR schon bei den ersten Takten mindestens zum Fußwippen, eher noch zum Mittanzen animieren. Zum anderen, weil die traumhafte Kulisse und der laue Sommerabend pure Lebensfreude vermitteln.
Die Sängerinnen und Sänger des ROR verfügen über diese einzigartige Vokaltechnik, die es ihnen erlaubt, sich Ikonen wie Joe Cocker, Marius Müller-Westernhagen und Adele zu nähern, ohne sie massa-krierend zu kopieren – kraftvoll, aber auch zärtlich und voller Tiefgang. Das sechzehnköpfige Orchester mit Percussion, Gitarre, Bass, Saxophon, Streicherquartett und Klavier unter Leitung von Michael Wilger schüttelt souverän Rock-Klassiker der vergangenen fünf Jahrzehnte aus dem Ärmel: Sexy, Radar Love, Highway To Hell, Unchain My Heart, Son of a Preacher Man …
Liebererklärung an die Stadt
Aus dem Schlager „Mendocino“ von Michael Holm wird eine Liebeserklärung an die Stadt: „Gelsenkirchen, Gelsenkirchen, Ich fahre jeden Tag nach Gelsenkirchen.“ ROR-Gründer Hans von der Forst, der Bobby Kimball nach Gelsenkirchen holte, legt noch ein Schüppe drauf und wünscht sich die Eigenkomposition „Hier brennt ein Feuer, ein helles Feuer im Ruhrrevier“.
Das Publikum singt mit, funkensprühende Wunderkerzen werden geschwenkt. Regionalpatriotismus pur. Als das Fahrgastschiff „Santa Monika II“ hinter der Bühne vorbei gleitet, werden die Gäste mit lautem Hallo und Beifall begrüßt. Überhaupt spielt sich hinter der Bühne eine Menge Leben ab: Vier Männer im Kanu drehen kontinuierlich ihre Schleifen, schwenken ihre Paddel zum Rhythmus von „Sexy“; jenseits des Kanals haben sich Zuhörer am Ufer niedergelassen. Nach dem musikalischen setzte ein pyromanisches Feuerwerk den Schlusspunkt unter einen unterhaltsamen Abend.
„ROR“ rockte die Freilichtbühne
