Gelsenkirchen. . Christa Hoffmann (61) ist ehrenamtlich für die rollende Bibliothek im Cura Seniorenzentrum zuständig. Die Lesegewohnheiten der Bewohner kennt sie gut.
Jeden Donnerstag schiebt der „Bücherwurm“ den mit Romanen vollgepackten Rollwagen über die Gänge im Cura Seniorenzentrum und geht von Tür zu Tür. Ihren Spitznamen hatte Christa Hoffmann (61) schnell weg. Seit Anfang Februar ist die Arbeitslose aus Ückendorf ehrenamtlich in der Einrichtung an der Leithestraße in Ückendorf tätig.
Rund 260 Bücher fasst der Rollwagen
Erna Gundlach (92) ist eine von Christa Hoffmanns „Stammkundinnen“. Gemeinsam schauen die beiden Frauen sich im Zimmer der hellwachen Seniorin das Titelbild eines Buches an. „Land der Dornen“, murmelt die Ehrenamtliche den Titel und vermutet: „Das ist bestimmt Australien.“ Sie tippt mit dem Finger auf das Foto vom Ayer’s Rock, einem der Wahrzeichen des fünften Kontinents. „Sehen se?“ Christa Hoffmann kennt die literarischen Vorlieben von Erna Gundlach genau. „Ich schwärme für ferne Länder“, sagt die 92-Jährige. „Und es muss auch Action drin sein, nicht nur Liebe.“
Rund 260 Bücher fasst der Rollwagen. Auch einige Videokassetten, Hörbücher und Musik gehören zum Angebot. „Wir sind gut ausgerüstet“, sagt die Ehrenamtliche. Die Medien sind Spenden oder ausrangierte Stücke von Mitarbeitern der Einrichtung. Von Beginn an sei es gut gelaufen mit dem Ehrenamt, erklärt die 61-Jährige aus Ückendorf.
Arztromane sind besonders gefragt
Warum hat sie sich dafür gemeldet? „Ich bin arbeitslos und bevor ich den ganzen Tag vor dem Fernseher oder dem Computer hänge, gehe ich lieber helfen.“ Einige Bekannte aus der Siedlung von Christa Hoffmann sind in das Heim an der Leithestraße gezogen. Und als der ehemaligen kaufmännischen Angestellten nach mehrere Jahren Arbeitslosigkeit zu Hause die Decke auf den Kopf fiel, hat sie sich gemeldet. Sie kommt nicht nicht nur donnerstags, auch montags: „Da beschäftigte ich mich anderweitig mit den Senioren. Und dann auch nicht nur mit denen, die lesen.“
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Groschen- und Arztromane sind besonders gefragt, wenn Christa Hoffmann ihre Bücher-Runde dreht. „Ich lese die Klappentexte, damit ich Tipps geben kann“, erklärt sie. Sie selber lese ganz wenig, gibt sie offen zu. Das ist auch gar nicht unbedingt nötig. „Land der Dornen hat Frau Pasny auch schon gelesen“, sagt Christa Hoffmann zu Erna Gundlach. „Die hat gesagt, das ist gut.“ Dann notiert sie die Nummer des Buches auf der Karteikarte von Frau Gundlach – ganz so, wie es früher in einer echten Bücherei üblich war.
Demnächst bekommt Christa Hoffmann wieder neuen Lesestoff rein. Ein Karton mit neuen Büchern steht bereits im Büro – voll mit Action, Liebe und fernen Ländern.