Gelsenkirchen. Redakteurin Inge Ansahl, Kapitänin des WAZ-Teams beim „Stadtradeln“, hat sich auf den langen Weg gemacht: 40 Kilometer von Datteln bis zur Redaktion in der Gelsenkirchener Altstadt

Puh, verdammt unangenehm dieser ansteigende Weg zur Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal. Erste Schnappatmung. Aber es ist noch angenehm kühl. Und die Aussicht darauf, dass es nach jeder Steigung irgendwann wieder abwärts geht, baut auf. „Ich schaff’ das!“ blafft das Ego den inneren Schweinehund an. Der bellt zurück: „Pah, völlig untrainiert, Raucherin. Und nicht mal ne Radkarte geschweige denn Flickzeug dabei. Was machst du da eigentlich?“

Was ich mache? Ganz einfach „mal eben“ von Datteln nach Gelsenkirchen zur Arbeit fahren. Damit der Drahtesel ab sofort mein Dienstfahrzeug werde. Fürs Stadtradeln, Ehrensache. Bin doch Teamkapitänin. Schlappe 40 Kilometer ist der Weg lang. Kann ja so schwer nicht sein. Und überhaupt, oh du mein Schweinehund, ich habe einen ausgezeichneten Orientierungssinn. Einfach ans Ufer des Rhein-Herne-Kanals und immer geradeaus bis zum Stadthafen GE. Ist doch ganz easy.

Keine grüne Welle für Radler

Aber erst mal über den Dattelner Highway, quer durch die Stadt über die B 235. Warum haben Radler eigentlich keine grüne Welle? Und warum schlägt das Gesäß bei jeder Straßenquerung trotz Absenkung unsanft am Sattel auf? Und warum latschen Fußgänger quer über den Weg – auch den markierten, schmalen Radlerpfad? Dann endlich: Döttelbeckbrücke kurz vor Henrichenburg. Ich nehm die Backbordseite des Ufers. Der Anfängerschweiß trocknet in der herrlich kühlen Brise, die Schnappatmung ist längst vergessen.

Schon an der nächsten Brücke ist es aber vorbei mit easy. Baustelle. Also rauf auf die Straße und Richtung Pöppinghausen weiter. So ganz nebenbei stelle ich fest, dass mein Weg einen Namen hat: Fahrradroute 10. Der Kulturkanal. Die Hinweise bringen mich auch wieder auf den ebenen Uferweg.

Ab und zu ein freundlicher Grußwechsel mit anderen Frühsportlern, mehr Kommunikation ist nicht. Bis kurz vor Wanne (juhu, Heimat!). Es ist die dritte Seitenquerung wegen einer Baustelle. Nach gefühlt einer Stunde. Moment, lieber mal nachschauen ... Schreck lass’ nach, 10.15 Uhr. Bin viel länger unterwegs als gedacht.

Ah, da ist die Grimberger Sichel. Endlich runter vom sandigen Weg, der jedes Tempo bremst. Ich schiebe mein Rad über die fantastische, asymmetrische Stahlkonstruktion. Richtig gute Laune macht das Ziel vor Augen: Stadthafen Gelsenkirchen. Von dort ist es ein Katzensprung zur Redaktion. Erst über die Brücke durch die Baustelle Uferstraße und dann auf die „Piste“, die Grothusstraße. Am Musiktheater fühle ich mich wie eine Heldin. Erst recht am Ziel: Ahstraße 12. Nach zwei Stunden und 45 Minuten.

Gut, dass ich das Angebot der Nachbarin abgelehnt habe. Die wollte mir ihr Auto samt Fahrrad-Trailer leihen! Pah, da grinst sogar der Schweinehund.

Die Bilanz der ersten Stadtradel-Woche

Woche eins beim Stadtradeln geht heute zu Ende. Die Auftaktbilanz kann sich blicken lassen: 367 Radler und Radlerinnen legten insgesamt 28.542 Kilometer zurück. Damit wurden bereits 4110 kg CO2 eingespart. (144 Gramm CO2 pro Person und Kilometer). Noch eine schöne Zahl: Die Gesamtkilometer entsprechen der 0,71-fachen Länge des Äquators! Die Hitliste der Teams sind auf dem abgebildeten Balkendiagramm zu sehen. Ungeschlagene Nummer eins vom ersten Tag an: der ADFC.

Ein großes Ziel peilen Georg Nesselhauf vom Umweltreferat der Stadt und die anderen Macher an: 100.000 Kilometer. „Das ist möglich“, meint er. Und weist darauf hin, dass sich im Aktionszeitraum (bis 19. Juli) weiterhin Mitradler in allen Teams registrieren können.