Gelsenkirchen. . Personelle Unterbesetzung, Zeitdruck bei der Pflege und unkorrekte Dokumentationsbögen: In einem Schreiben an das Qualitäts- und Beschwerdemanagement der MDK-Hauptverwaltung in Münster beklagen Mitarbeiter des Liebfrauenstifts massive Mängel.

Die Vorwürfe aus Mitarbeiter-Kreisen sind gelinde ausgedrückt – massiv. Druck auf das zu geringe Personal, extreme Arbeitsverdichtung, katastrophale Dokumentationsbögen, damit bei der Routine-Prüfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen (MDK) alles glatt läuft ...

Der WAZ-Redaktion liegen ein Schreiben an das Qualitäts- und Beschwerdemanagement der MDK-Hauptverwaltung in Münster vor sowie ein weiterer Brief, der in Kopie ebenfalls an den Medizinischen Dienst gegangen ist. Es liest sich wie ein Hilferuf, was da dezidiert aufgelistet ist und in Anmerkungen mündet wie: „Durch den Druck ist das Personal psychisch angeschlagen.“

Schreiben auf dem Weg zum Beschwerdemanagement

Eine Sorge der Mitarbeiter allerdings, wonach der MDK angeblich wünscht, dass sich das Personal gegenseitig benoten soll, konnte der Ärztliche Direktor der Hauptverwaltung in Münster, Dr. Martin Rieger, auf Anfrage der WAZ sofort nehmen. „So etwas fordert der MDK nicht“, sagte er unmissverständlich. Ein Gerücht also, was bei den Mitarbeitern in Gelsenkirchen für Unruhe gesorgt hat (oder vielleicht sogar haben soll?)

Wenn dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen Missstände zugetragen werden, wie im Fall des Liebfrauenstifts geschehen, werden diese dem Fachreferat Pflege weiter geleitet. Das ist auch mit den Schreiben ans Beschwerdemanagement geschehen, wie die Leiterin der Abteilung, Dr. Barbara Gansweid, bestätigte.

Anlassprüfung im Oktober

„Wenn wir über solche Vorgänge informiert werden, geben wir das an den zuständigen Landesverband der Pflegekassen weiter“, beschrieb sie den Lauf der Dinge. Ergebnis im konkreten Fall: Am 11. Oktober gab es kurzfristig eine so genannte Anlassprüfung. „Wir haben morgens angerufen und gesagt, wir kommen gleich.“ Während der Transparenzbericht der ersten, routinemäßigen Prüfung im Mai 2012 mit den dazu gehörigen Noten im Netz nachlesbar ist, steht das Ergebnis der „Nachprüfung“ öffentlich noch aus.

„Das Ergebnis hat sich gegenüber der Mai-Prüfung verbessert“, wusste indes Holger Wammers, der Leiter der Stationären Altenhilfe beim Caritasverband, zu berichten. Zu den Vorwürfen, die Caritas spare am Altenpflegepersonal, um das Manko durch den insolventen Carekauf aufzufangen, sagte er: „Da ist absolut nichts dran.“ Wenn solche Vorwürfe, wie die vorliegenden, geäußert würden, dann werde geprüft, so Wammers. „Da ist das Haus dabei, sich zu verbessern und bemüht, alle Prozesse immer wieder auf den Prüfstand zu bringen.“

"Keine personelle Unterbesetzung"

In dem Schreiben an die WAZ-Redaktion, dass dem MDK in Münster vorliegt, wird u. a. der Verdacht geäußert, dass Mitarbeiter mit Altverträgen dem Haus zu teuer seien und man lieber auf 17,5 Stunden-Kräfte, „die laufend eingestellt werden“, zurück greife.

„Dem ist absolut nicht so“, widersprach Holger Wammers. Man sei im Gegenteil froh, altgediente Mitarbeiter zu haben. Von personeller Unterbesetzung könne auch keine Rede sein. Der beklagte Krankenstand sei „im üblichen Umfang“ und auch „nicht besonders auffällig“.

Auffällig ist dagegen nach den Routineprüfungen 2012 – bei denen die Noten im Bundesdurchschnitt nach MDK-Angaben gen 1,0 tendieren – ein kleiner Einzelnoten-Vergleich zwischen dem Liebfrauenstift und dem Altenpflegeheim St. Josef, ebenfalls in Caritas-Trägerschaft: Für Pflege/medizinische Versorgung erhielt St. Josef eine 1,2, das Liebfrauenstift eine 3,1. Rechnerisches Gesamtergebnis aller Noten: 1,1 für St. Josef und 1,9 fürs Liebfrauenstift.