Gelsenkirchen. .

Jeden Morgen und jeden Abend muss der Drache gebändigt werden. Gut, dass das so einfach geht: Matthias Philipp drückt einen Knopf und die 13 Meter breite Skulptur fährt langsam herunter. Der 33-Jährige ist einer von vier festen Helfern, die das Kunstwerk jeden Tag ein- und wieder ausfahren. Als Ehrenamtler hat sich der 33-Jährige der Emscherkunst verschrieben. „So kann ich mithelfen und Teil des Ganzen werden“, sagt der engagierte Gelsenkirchener.

Der Weg zu Matthias Philipps Arbeitsplatz führt über eine Stahltreppe. Nichts für Menschen mit Höhenangst, denn es geht hoch auf das Dach des ehemaligen Kohlebunkers im Nordstern-Park. Während unten Spaziergänger ihre Hunde über die Buga-Wiesen jagen, kann Matthias Philipp dort oben entspannt über das Ruhrgebiet blicken. Rechts ragt die Spitze des Bottroper Tetraeders hinter den Baumwipfeln hervor, links die Hochhäuser der Gelsenkirchener Innenstadt. „Das hat schon was“, findet der 33-Jährige. Auch wenn der Wind kräftig weht und das Kunstwerk ins Schaukeln bringt. „Da müssen wir etwas aufpassen“, erklärt er. „Bei sehr starkem Wind bringen wir den Drachen in eine Liegeposition. „Außerdem machen wir jeden Tag Checks, schauen, dass die Seile auf Spannung sind, nichts lose oder falsch befestigt ist.“

Gebilde besteht aus mehreren Dreiecken

Das kreisrunde Gebilde besteht aus mehreren Dreiecken, die über Verstrebungen miteinander verbunden sind. Der argentinische Künstler Tomás Saraceno hat für das Emscherkunst -Projekt den überdimensionalen, etwa zehn Meter breiten Drachen entworfen und ihm den Namen „Graham Bell’s Ring Kite“ verpasst. Matthias Philipp hatte davon in der Zeitung gelesen – und gehört, dass das Projektbüro „Urbane Künste Ruhr“ Helfer sucht, die sich um den Drachen kümmern. „Da habe ich mich als Freiwilliger gemeldet.“

Schließlich hat Philipp bereits im Kulturhauptstadtjahr 2010 als Volonteer geholfen – etwa beim Day of Song und beim A40-Stillleben. „Das hat unheimlich Spaß gemacht.“ Nun klettert er drei- bis viermal in der Woche die Stahlstufen des Bunkers hinauf. „Man lernt viele nette Menschen kennen, solche, die mithelfen, aber auch Touristen aus aller Welt – das bereichert.“ Und der Zeitaufwand? „Letztes Jahr bin ich mit dem Studium zum Bibliothekar fertig geworden und seitdem auf Jobsuche“, erklärt er. „Daher habe ich etwas Zeit, mich ehrenamtlich zu engagieren.“

Ohnehin sei der Erler an Kultur interessiert: „Ich besuche gerne Lesungen, Ausstellungen oder gehe ins Theater.“ Seit 2010 fühlt er sich eben eng der mit Kultur des Ruhrpotts verbunden. Wenn das Gebilde gesichert und die Besucher mit Infos versorgt sind, kann sich der Bibliothekar zurücklehnen. Und seiner Leidenschaft nachgehen: dem Lesen. „Meistens habe ich ein Buch dabei.“