Gelsenkirchen/Dinslaken. . Die „Emscherkunst 2013“ beginnt am Samstag mit einem großen Fest. Und hat das Zeug zum Kult-Ausflugsziel. 30 Werke von Gelsenkirchen bis zum Rhein. Es gibt drei Radrouten, drei Übernachtungsstationen und drei Besucherzentren. 100 Tage lang soll der Emscherumbau künstlerisch begleitet werden.
Ein Haus, unter der Autobahnbrücke, kopfüber aufs Dach gekippt, innen flimmern Videos von Überflutungen. Ein tanzender Strommast mit wiegender Stahl-Hüfte. Und eine „Wolkenmaschine“, die alle zwei Minuten Emscherwasser verdampft, kurz bevor es in den Rhein fließen kann.
Die 30 Außen-Installationen der Emscherkunst 2013 sind nachdenklich, verrückt und manchmal zwinkern sie. Am Samstagmittag wird das Kunst-Festival eröffnet, das in diesem Jahr das Zeug zum Kult-Ausflugsziel hat (siehe Box).
Übernachten in Zelten und Brücken
Fast alle Werke, die bis zum Oktober besichtigt werden können, liegen an gut ausgebauten Radwegen, es gibt drei eigens ausgeklügelte Routen, auf denen man von Kunst zu Kunst rollen kann. Und übernachtet werden kann nicht nur in den schon bekannten Iglu-Zelten des chinesischen Kunst-Tausendsassas Ai Weiwei an diversen Plätzen in den Emscherauen. Sondern auch in zwei weiteren Werken (buchbar über die Internet-Seite der Emscherkunst): An der „Wolkenmaschine“ von Reiner Maria Matysik, die kurz vor der Emschermündung in den Rhein den Kohlekraftwerken ringsum künstlerisch Paroli bieten, das Nachdenken übers Emscherwasser anstiften soll.
Und in der bewohnbaren Brücke „Warten auf den Fluss“, die von der holländischen Künstlergruppe „Observatorium“ in eine Emscherwiese am Kuhweg von Oberhausen-Holten hineingezimmert wurde – hinten raus geht der Blick auf Kühe und Kirchturm, vorne raus auf die Ruhrchemie. 38 Meter Revierromantik auf Stelzen. Denn hier soll eines Tages die renaturierte Emscher unten durchfließen.
Überhaupt spielen die von Chef-Kurator Florian Matzner ausgesuchten Künstler mit allem, was sich rund um die Emscher abspielt. Mit dem Bemühen der Emschergenossenschaft zumal, die einstige Köttelbecke aus einer Kloake bis 2020 wieder zu einem Fluss zu machen. Die Emschergenossenschaft finanziert diese Kunst-Triennale gemeinsam mit der Ruhr.2010-Nachfolgerin Urbane Künste Ruhr, dem Regionalverband Ruhr und dem Land NRW.
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Nicht alle Werke sind so kopf- und leselastig wie die „Grand Tour“ von Elin Wikström. Sie hat in einem ehemaligen Laden in Duisburg-Marxloh schubladenweise Forschungsergebnisse jener Scouts zusammengestellt, die sie in Länder mit ähnlichen Umbruchsituationen wie das Revier reisen ließ. Manches ist zum Anschauen schön wie der fast 14 Meter hohe „Carbon Obelisk“ von Rita McBride, jetzt Rektorin der Düsseldorfer Akademie. Oder die Lichtinstallation von Lawrence Weiner und Mischa Kuball für das ehemalige Klärwerk Bottrop-Ebel oder das Theater der 21 000 Pflanzen dort, die genauso von der ersten Emscherkunst stammen wie Tobias „Slinky springs to fame“-Brücke in Oberhausen, die wie so manches für 2010 geplante Werk nicht rechtzeitig fertig geworden war und das Erspüren beim Begehen mindestens genauso lohnt wie das Anschauen.
Wunderwerk der Ingenieurbaukunst
Und manches Werk wird das Revier wiederum das Staunen über sich selbst lehren: Das umgekippte Haus des Duos Haubitz+Zoche steht in Duisburg-Beeck neben dem Emscher-Pumpwerk von 1905, ohne das die gesamte Umgebung längst unter Wasser stünde, ein Wunderwerk der Ingenieurbaukunst. Und eines dieser architektonischen Juwele, an dem täglich Tausende vorbeirauschen, ohne es zu bemerken.