Gelsenkirchen. . Eine Riesen-Fabrik für das Mammut-Projekt - auf 8000 Quadratmeter Hallenfläche wurde ein neues Werk für die Rohr-Produktion beim Kanalbau aufgebaut. 14.000 Rohre werden hier bis 2017 für den Emscherumbau gefertigt. Der Großauftrag brachte auch 50 neue Arbeitsplätze in Schalke.
Stuttgart 21, Hauptstadtflughafen, Hamburger Elb-Philharmonie... allesamt Mammutbaustellen mit viel Getöse. Kosten, Planungsprobleme und Widerstand sind riesig. Und im Revier? Läuft ein 4,5 Milliarden-Euro-Projekt bislang in ruhigen Bahnen und voll nach Plan – der AKE, der Abwasserkanal Emscher und die Wiederbelebung eines geschundenen Flusses nehmen ihren Lauf.
Einen Eindruck davon verschaffte sich jetzt der Genossenschaftsrat des Bauherren, der Emschergenossenschaft, bei einer Baustellen-Reise durchs Revier. Zwischen Dortmund und Duisburg entsteht der unterirdische Abwasserkanal, der den Fluss vom Abwasser befreien soll. Die Wertschöpfung in der Region, rechnet Dr. Jochen Stemplewski, ist gigantisch. Mit zwölf Milliarden Euro beziffert sie der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft und bemisst den Beschäftigungseffekt mit „bis zu 5000 Arbeitsplätzen“, die direkt und indirekt an der Riesenbaustelle hängen.
„Schließlich müssen sie 100 Jahre halten“
50 neue Jobs sind in Schalke entstanden. Die Firma Wayss & Freytag aus Frankfurt – sie bekam den Zuschlag für den 35 km langen zentralen Bauabschnitt 30 zwischen Dortmund und Bottrop – baute im Industriegebiet an der „Berliner Brücke“ ein eigenes Rohrwerk auf – 8000 m2 groß, angesiedelt in zwei Hallen, die Wayss & Freytag zunächst bis 2017 von Thyssen-Krupp gepachtet hat. Gut 4,8 Millionen Euro wurden investiert. „Hier ist ein nagelneues Werk aus dem Nichts entstanden“, sagt Werksleiter Thomas Helf nicht ohne Stolz. Und: „Wir haben alle Mitarbeiter fest angestellt und keine Zeitarbeiter beschäftigt. Da sind Spitzenkräfte dabei, die vorher lange arbeitslos waren.“
Produziert wird in Schalke das, was ein paar Kilometer weiter von den Ingenieuren und ihren Bautrupps in den Emschermergel geschoben wird: Rohre, Rohre, Rohre. 14.000 Stück allein für das zentrale Baulos, allesamt im XXXL-Format. Unikate, die besonderen Anforderungen an den Korrosionsschutz genügen müssen. „Da steckt sehr viel Entwicklungsarbeit drin. Schließlich müssen sie 100 Jahre halten“, sagt Stemplewski.
"Monopolistische Tendenzen aufgehoben"
Auch interessant
Fast 40 Tonnen wiegt jedes Großrohr. Gewichtig genug für einen Schwertransport. Dimensionen, die Herausforderungen für die Logistiker zeigen. Und so wird im Rohrwerk knapp ein Jahr nach Betriebsstart auch weiterhin optimiert, erweitert, umorganisiert. Eine weitere Halle geht demnächst in Betrieb, das Außenlager wird umgebaut, um die Abläufe noch zu verbessern. 29 Großrohre pro Tag werden in der Spitze nach der nächsten Erweiterungsstufe gefertigt. Und ein Ende ist mit dem Emscherkanal nicht unbedingt abzusehen. „Es gibt Gedankenspiele, hier später weiter Rohre zu fertigen“, sagt Helf. Das würde passen: Wayss & Freytag, sein Arbeitgeber, wirbt immerhin mit dem Spruch „Wir schaffen Verbindungen“.
Für Stemplewski zahlt sich das neue Rohrwerk jetzt schon aus. „Konkurrenz belebt das Geschäft. Durch den neuen Standort wurden monopolistische Tendenzen bei der Rohrproduktion aufgehoben.“
350 Meter-Tunnel unter dem Rhein-Herne-Kanal