Gelsenkirchen.

Zugegeben, der Titel dieser Ausstellung ist schon eine kleine Provokation. „Jenseits des Kanals“ heißt die neue Werkschau des Bundes Gelsenkirchener Künstler. „Damit spielen wir auf die Spaltung der Stadt an“, verrät Christel Zibert. Und so arbeiten sie und 16 andere Künstler mit Kontrasten. Vom 27. Juni bis zum 12. Juli sind Gemälde und Skulpturen in der Volksbank Buer am Goldbergplatz zu sehen.

Auf dem Weg zum Bankschalter bleiben Besucher vor der Büste stehen. Während sie die Scheine ins Portemonnaie sortieren, werfen einige noch einen Blick auf die Himmelsbilder von Gertrude Weddige und nach oben zu den Aurenmalereien von Annegret Reichmann. So farbenfroh haben die Kunden das Geldinstitut selten gesehen. In der Mitte der Kundenhalle hängen Bilder an Ausstellungstafeln und auch oben an der Brüstung sind Gemälde angebracht – manche abstrakt in schwarz und weiß, manche figürlich und farbig.

Wellen auf der Leinwand

Stephanie Albers hat etwa die Zeche Consol als Industrieschauplatz in einer Mischung aus Acrylfarbe und Kohle auf Leinwand gebannt. Gertrude Weddige schickt den Betrachter dagegen in die Wolken. „Ich fotografiere viel und male es dann später im Atelier ab“, verrät die Künstlerin. Für Himmelsformationen schwärmt Weddige schon seit über 20 Jahren. „Wenn ich raus gehe, dauert es zehn Minuten, dann hänge ich wieder in den Wolken.“ Ihr Werk „Kurz vor Sonnenuntergang“ lädt zum Träumen ein. Den Kontrast dazu bildet auch Ines Gauchel, die „das Minimalistische mag“ und ausschließlich in Grautönen malt. „Weniger ist eben mehr“, findet die Künstlerin. Die Farbe trägt sie mit dem Spachtel in mehreren Schichten auf – so entsteht ein charakteristisches Muster.

Christel Zibert sticht mit ihren Werken heraus. „Ich arbeite mit Kunststoff, der geschweißt wird“, verrät die Gelsenkirchenerin. Das Plastik scheint Wellen auf der Leinwand zu schlagen – zu dicken Schichten aufgeschäumt erinnert es an die Gezeiten. „Diese Werke haben wir speziell für die Volksbank-Ausstellung angefertigt“ sagt Christel Zibert. Vorgegeben waren dabei aber nur die Formate, „ein mal ein Meter“. Viele Jahren ist es nun her, dass der Künstlerbund in der Volksbank ausstellte – nun wagte man sich wieder über den Kanal.

Die unsichtbare Spaltung der Stadt

Ohnehin: Der Titel „Jenseits des Kanals“ sei mit Humor zu verstehen, erklären Christel Ziebert und auch Künstlerin Marion Mauß. Die eine wohnt in Buer, die andere in Ückendorf. Sie kennen also die unsichtbare Spaltung der Stadt in den Köpfen der Gelsenkirchener – und lachen darüber. „Vor allem, weil das immer eine Frage des Standpunktes ist“, sagt Marion Mauß.