Gelsenkirchen.
Er öffnet den Vorhang und schließt ihn am Ende auch wieder. Richtet die Scheinwerfer auf die Schauspieler und bläst zum Finale die Kerzen aus, serviert Kaffee und Kipferl und reicht dem Rosenkavalier charmant die Blume an.
Ein farbiger junger Mann in schwarzem Anzug und mit bloßen Füßen ist irgendwie ständig präsent, wenn die Oper „Der Rosenkavalier“ im Musiktheater im Revier über die Bühne geht. Aber wer ist dieser junge Mann im wirklichen Leben?
Statt Hip-Hop hört er Strauss
Gavarni Unyihoreze heißt er, ist 17 Jahre alt und wohnt seit zwei Monaten mit seiner Familie in Herten. Zuvor war er in Dorsten zu Hause und hier geht er auch weiterhin zum St. Ursula Gymnasium zur Schule. Ein Jugendlicher, der im Alltag das tut, was sie alle gerne machen in diesem Alter: „Ich treffe Freunde, höre Musik, mag es, draußen in der Natur zu sein.“ Sport macht er weniger und singen, sagt er, kann er nicht. Und nun: große Oper!
Dazu kam er durch einen Zufall. Gavarnis Mutter arbeitet als Krankenschwester am Bergmannsheil und kennt den Leiter der Statisterie des Musiktheaters, Ralf Berg: „Der fragte meine Mutter, ob ich nicht als Statist in der Oper arbeiten möchte, weil dort ein farbiger Junge gesucht werden würde.“ Gavarni zögerte nicht lange und meldete sich zum Statistencasting an. Dort wiederum zögerte auch Regisseur Philipp Harnoncourt nicht lange und engagierte den jungen Mann vom Fleck weg. Ein Engagement, das sich am Ende als echter Glücksgriff entpuppte.
"Alle sind nett, ich lerne viel"
In der Rolle des Mohammed mimt Gavarni eine Art stummen Opernführer, der das Publikum durch das komplette Stück begleitet. Der zeigt, seht her, hier findet nur ein Spiel statt: „Die Idee des Regisseurs war es, dass ich eine Art magischen Kobold spiele, der alles weiß, der dem Publikum hilft, das Geschehen zu verstehen.“
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Vier Stunden moderne Oper, die sind für die meisten 17-Jährigen ein eher zweifelhaftes Vergnügen: „Ich höre sonst auch eher Hip-Hop, aber diese Oper gefällt mir.“ So fiel es ihm auch nicht schwer, sich die vielen Einsätze zu merken: „Ich muss genau auf die Töne achten und wissen, bei welchem ich meinen Einsatz habe.“ Die Zusammenarbeit mit Regisseur und Sängern sei spannend: „Alle sind nett, ich lerne viel.“
Wenn er in der Schule von seinen Auftritten erzählt, dann glauben ihm die meisten das gar nicht. Dann sagt er: „Schaut doch mal in die Zeitung oder ins Programmheft.“ Und die Mutter, die sei richtig stolz auf ihn.
Gavarnis Berufswunsch aber liegt jenseits der großen Bühne: Wirtschaftsingenieur will er werden.