Gelsenkirchen.

Theaterfreunde kennen Shakespeares „Macbeth“ und dessen machtversessene, brutale Gattin. Die wenigsten aber wissen um die Existenz von „Lady Macbeth“, der Dmitri Schostakowitsch Anfang des 20. Jahrhunderts ein musikalisches Gesicht gegeben hat.

Premiere für "Lady Macbeth von Mzensk"

Wer auch diese Dame kennenlernen möchte, hat ab 9. Februar dazu Gelegenheit im Musiktheater im Revier. Dann feiert „Lady Macbeth von Mzensk“ Premiere im großen Haus.

Dem Stoff rund um die russische Kaufmannsfrau Katerina, die mordende Täterin und bedauernswertes Opfer gleichermaßen ist, widmet sich der Generalintendant des MiR, Michael Schulz. Für den Regisseur ist es bereits die zweite Beschäftigung mit der außergewöhnlichen Oper, die nur selten auf den Spielplänen zu finden ist. Vor anderthalb Jahren brachte Schulz die „Lady“ auf die Bühne des Staatstheaters Kassel, dem Kooperationspartner des MiR. Die komplette Besetzung ist in Gelsenkirchen allerdings eine andere.

Pures Menschentheater

Nun stellt er das Werk im Revier zur Diskussion, „weil es sich wirklich lohnt, dieses Stück auf die Bühne zu bringen“. Pures Menschentheater sei die Oper, die schonungslos die menschlichen Abgründe offenlege. Komisch dazu, grotesk, ironisch, mit filmischen Ausmaßen, mit starken schauspielerischen Elementen.

Und das ist die Geschichte: Katerina lebt seit Jahren trostlos an der Seite ihres Mannes, schutzlos der Gewalt ihres brutalen Schwiegervaters ausgesetzt. Als der Gatte auf Reisen ist, beginnt sie ein Liebesverhältnis mit einem Arbeiter. Das aber wird aufgedeckt, der Mann peitscht den Geliebten aus. Aus Rache vergiftet Katerina den Schwiegervater und zusammen mit dem Geliebten fördert sie schließlich auch noch den Gatten ins Jenseits.

Die Oper nach der Novelle von Nikolai Leskow beleuchtet ein Einzelschicksal und zeichnet gleichzeitig das üppige Sittengemälde einer patriarchalischen Unterdrückergesellschaft im Umbruch. Schostakowitsch, bei der Uraufführung der „Lady Macbeth“ 1934 gerade mal 26 Jahre alt, feierte zunächst große Erfolge, bis Stalin die Oper verbot.

MiR stemmt große Produktion

Rasmus Baumann, der musikalische Leiter, nennt die Partitur „fast unverschämt schwierig“. Für die Musiker, nicht für die Zuhörer: „Diese große Bühnenmusik ist sehr erzählerisch und darum auch für das Publikum leicht zugänglich.“ Die dynamische Bandbreite sei riesig, es werde geflüstert und geschrien: „Dieser Musik kann man sich nicht entziehen.“ Die orchestralen Farben reichten vom strahlenden Weiß bis zum tiefsten Schwarz.

Kostümbildnerin Reneé Listerdal und Bühnenbildner Dirk Becker versprechen großes Bildertheater in russischem Ambiente.

Bis auf die Titelrolle, die Yamina Maamar singen wird, stemmt das Ensemble des Musiktheaters alle Rollen der groß besetzten Oper selbst. Schulz: „Das stellt die große Leistungsfähigkeit unseres Hauses unter Beweis.“