Gelsenkirchen.
Die Stadt Gelsenkirchen will demente Menschen nicht ausgrenzen und lädt in dieser Woche zur Demenzkampagne. Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Hassel ging es am Montag um das Thema „Total ver-rückt“.
Realschüler von der Michaelsstraße, die Sonderpädagogische Gruppe der Musikschule und der städtische Bewegungskindergarten an der Niefeldstraße machten Programm mit Musik und Theater, um zu zeigen, wie das Miteinander von alten und jungen Menschen funktionieren kann.
Füreinander da sein und miteinander leben
Singen, Tanzen, Lachen ist die beste Medizin für Menschen mit Demenz. Diese Erfahrung macht Annette Fischer regelmäßig, wenn die angehenden Schulkinder des Bewegungskindergartens an der Niefeldstraße das Seniorenzentrum „Haus Uhlenbrock“ besuchen. Denn die Kinder bewirken dabei manchmal kleine Wunder.
Im Senioren- und Pflegeheim Bruder-Jordan-Haus brachten die Bewohner kürzlich den Kindern das Lied „Komm‘ lieber Mai und mache“ bei. „Das hat ein richtiges Gänsehautgefühl gegeben“, sagt Annette Fischer, Leiterin der städtischen Einrichtung.
Das Konzept des Hortes (120 Kinder) zielt darauf ab, dass die Generationen wie in einer Großfamilie füreinander da sind und miteinander leben. Inmitten des kulturellen und sozialen Lebens der Stadt sollen sich alle im Alltag begegnen, miteinander lernen und sich gegenseitig unterstützen.
Kinder sollen Umgang mit Senioren lernen
„Auch für die Kinder ist diese Sozialisierungsarbeit wichtig“, verhehlt Fischer nicht. Mit Angeboten zum gemeinsamen Turnen, mit Experimentierstationen für Kinder und Großeltern oder mit den Niefelder Hausmusikanten werden Senioren in die Kita „gelockt“.
„Im Kontakt mit den Senioren lernen die Kinder von Anfang an, das anders sein normal ist“, so Astrid Hornschuh vom Infocenter Seniorennetz. Jugendliche, die schon als Kinder Umgang mit Senioren hätten, hätten auch später keine Berührungsängste mit alten, dementen Menschen.
Für Hornschuh hat die Veranstaltung im Bonhoeffer-Haus vor allem zum Ziel, „dass man bei allem Anderssein trotzdem in Gemeinschaft leben kann.“
Förderstopp für Demenz-WG
Die Nachricht, dass die Stadt Gelsenkirchen die Förderung der Demenz-WGs nicht weiterführen will, hatte am Montag im Bonhoeffer-Haus bereits die Runde gemacht und stieß auf Unverständnis. In der jüngsten Pflegekonferenz war bekannt geworden, dass die Verträge mit der Stadt im letzten Jahr bereits gekündigt worden seien.
Die CDU-Ratsfraktion hat das Vorgehen der Verwaltung kritisiert, dass diese eigenständig entschieden hat, die Förderung einzustellen, ohne die Politik zu informieren. Damit würden Arbeitsplätze und ein erfolgreiches Konzept für Demente zerstört, so der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion Wolfgang Heinberg.