Gelsenkirchen. „GE-meinsam leben mit Demenz – wir machen mit“. Damit ist eigentlich alles gesagt. Aber: Das „Wir-Gefühl“ soll, muss noch weiter wachsen. Das Forum Demenz arbeitet mit Hochdruck daran.

Zum einen, um die Ideenwerkstatt am 13. November mit noch mehr Input von Menschen zu gestalten, die Fragen oder Anregungen haben, die Hilfe brauchen oder sich informieren wollen.

Zum anderen, um die Demenzkampagne 2013 gesellschaftlich so breit wie möglich aufzustellen. Bei Martina Mail vom Seniorennetz GE laufen die Fäden zusammen. Sie bringt das grundsätzliche Anliegen so auf den Punkt: „Jeder und jede Einzelne kann sich einbringen.“ Und zwar auf sehr vielseitige Weise.

Eine Kultur der Aufmerksamkeit

Michaela Lukas, Studentin der angewandten Sozialwissenschaften und zurzeit Praktikantin beim Seniorennetz, hat einen Aufruf an alle relevanten Organisationen, Vereine, an Ärzte oder Unternehmen geschickt. Die Bitte: sich aktiv an der Kampagne vom 1. bis 8. Juni 2013 zu beteiligen: mit Informationen über Demenz, mit der Teilnahme an den Veranstaltungen im Rahmen der Aktionswoche, mit eigenen Ideen und Angeboten oder, auch ganz wichtig, mit Spenden.

Wie breit das Anliegen der Vorkämpfer in Sachen demenzfreundliches Gelsenkirchen aufgestellt ist, dafür spricht die Tatsache, dass der Aufruf zur Teilnahme auch in türkisch, russisch und bosnisch verfasst wurde. Ziele des Organisationsteams: Der Kontakt dementiell Erkrankter soll über den in der pflegenden Familie hinaus gehen – um Angehörige zu entlasten, um die Selbstständigkeit der Betroffenen zu stärken, um ihnen Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, so lange dies vor dem Hintergrund individueller Betroffenheit machbar ist. „Schön wäre es, wenn sich ein Begleitdienst entwickelt“, sagt Martina Mail.

Eine Kultur der Aufmerksamkeit wünscht sich auch Pastorin Dr. Zuzanna Hanussek. Sie beschreibt ein Beispiel. „Nehmen wir den FC Schalke. Auch die Fans werden älter. Wenn ein Mensch 30, 40 Jahre bei Heimspielen auf dem Platz war – und plötzlich nicht mehr kommt, müssen wir uns fragen: warum?“, sagt sie. Da müsse man sich kümmern. Der möglicherweise von Demenz betroffene Fan könne durchaus – in Begleitung – weiterhin im Stadion mit seinem Verein fiebern.

Die zweite Demenz-Ideenwerkstatt findet am Dienstag, 13. November, von 10 bis 14 Uhr in der VHS an der Ebertstraße 19 statt.

Die drei Demenzbotschafter begründen ihr Engagement

Die gesellschaftliche Relevanz des Themas in Zeiten des demografischen Wandels unterstreichen die drei Demenzbotschafter, die hinter der Kampagne stehen und das Anliegen der Organisatoren unterstützen.

Polizeipräsident Rüdiger von Schoenfeldt meint: „Das Thema Demenz wird für uns alle immer wichtiger, da durch die demografische Entwicklung immer mehr Menschen an dieser Krankheit leiden. Wir müssen lernen, damit umzugehen. Das gilt auch für die Polizei. Demenzkranke als Opfer oder Verursacher von Verkehrsunfällen, als Opfer von Straftaten oder als Vermisste sind polizeiliche „Kunden“. Den Umgang mit ihnen müssen auch wir erst lernen. Deshalb freue ich mich, Demenzbotschafter sein zu dürfen.

Der ehemalige Schalke-Präsident Gerhard Rehberg sagt: „In meinem Freundes-und Bekanntenkreis und gerade auch bei Rudi Assauer habe ich hautnah erlebt, was Demenz bedeutet. Zu Beginn einer Demenz versuchen Betroffene oft, die Erkrankung zu überspielen. Man vergisst ja schon einmal etwas, wenn man älter ist. Oft beginnt danach ein langsamer Rückzug aus der Gesellschaft. Ich unterstütze die Demenzkampagne, weil ich Betroffenen und ihren Angehörigen Mut machen möchte, zu sagen, was für sie nötig ist, um besser mit der Erkrankung leben zu können und weil ich dazu beitragen möchte, dass ,GE-meinsam leben mit Demenz’ selbstverständlich wird.

Die Sängerin Richetta Manager formuliert es so: „Ich setze mich für die Demenzkampagne ein, weil sie richtig und wichtig ist und wir alle Hilfe gebrauchen können! Demenz ist eine Erkrankung, vor der niemand geschützt ist, unabhängig von allen Differenzen, so es welche wären, wie z.B. Hautfarbe, Religion, Nationalität. Wir alle haben oder kennen Fälle im Familien- oder im Freundeskreis, bei denen dringend Hilfe nötig ist. Auch Menschen, die wir wegen deren Popularität kennen oder deren Freund oder Fan wir sind, wie u.a. Rudi Assauer, Ronald Reagan, Charleston Heston und viele mehr sind oder waren davon betroffen – und nicht alle haben genug Geld, um sich eine adäquate Pflege leisten zu können. Wir brauchen Ihre Hilfe, Ihr Verständnis und Ihre Aufmerksamkeit, um die leider so oft anonymen Betroffenen zu erreichen und ihnen und ihren Familien eine Hilfe zu sein.“