Gelsenkirchen. . Bahnfreunde Bismarck erwerben die Träger der alten Eisenbahnbrücke in Gelsenkirchen-Ückendorf. Ihre Restaurierung liegt aber noch auf Eis, es fehlt an Geld

Die 100 Tonnen Stahl der abgerissenen Ückendorfer Eisenbahnbrücke (WAZ berichtete) sind Geschichte. Für die neun Trägersäulen gab es aber ein Happy End: Die Freunde des Bahnbetriebswerks Bismarck haben nach zähen Verhandlungen mit einem Schrotthändler die stummen Zeugen der Gelsenkirchener Stahlära vor dem Schmelzofen gerettet. Nun beginnt die Detektivarbeit zur Herkunft der Säulen. Und die Suche nach Sponsoren für die teure Rettung.

Nach dem Sandstrahlen zweier Säulen ist Paul Lindemann, dem Vereinsvorsitzenden, klar geworden, welcher Schatz in Bismarck liegt. Die Säulen sind aus je vier Gussteilen gefertigt, die von 172 Nieten zusammengehalten werden. Lindemann: „Das ist traditionelle Gießtechnik im Sandbett, das war unter dem Lack nicht zu erkennen.“ 300 Kilo wiegt solch ein Prachtexemplar. Die Kapitelle, die die von innen hohlen Säulen einst zierten, sind steckbar. „Da müssen Fachleute dran gearbeitet haben: Gießer, Modellbauer, Schmiede“, schwärmt der Ingenieur.

Zähe Kaufverhandlungen

Nach Abriss der Brücke wurde das gesamte Material vertragsgerecht einem Verwerter übergeben. Insgesamt sieben Anläufe habe man gebraucht, ehe man sich auf einen Preis einigen konnte. „Wie auf dem Teppichmarkt“ sei es zu gegangen. Den Schneidbrenner vor Augen, habe man sich auf eine mittlere vierstellige Summe geeinigt.

Finanziell auf Rosen gebettet ist der Förderverein, den die Freunde des Bahnbetriebswerkes ins Leben gerufen haben, nicht. Sonst wäre längst der Traum von einer Bahnerlebniswelt mit Loks und alter Technik zum Ausprobieren Realität geworden. Von dem Erfolg eines solchen Projekts ist Paul Lindemann auch nach vielen gescheiterten Anläufen überzeugt.

Das ist Technik aus der Heimat

Mit der Hartnäckigkeit, mit der der nimmermüde Bahnfan dieser Vision nachgeht, hat er sich jetzt für die Rettung der Säulen eingesetzt. „Das ist Technik aus der Heimat zum Anfassen“, begründet Lindemann. Ihre Herkunft ist jedoch noch unklar. Unter dem Lack ist die Aufschrift „D. K. N.“ zum Vorschein gekommen. „Diese Entdeckung kann uns weiterhelfen.“

Wenn es nach Lindemann geht, soll eine der Loks von den Säulen getragen werden, so „die schwebende Dampflok von Bismarck“ als Wahrzeichen entstehen. Alternativ können sich die Bahnfreunde die Säulen als Laternen oder als Dachträger für das Durchfahrtgleis 11 vorstellen. Aber: Die Sandstrahlung der anderen Säulen und das Überziehen mit Klarlack liegen vorerst auf Eis. Dafür fehlt Geld. Die Säulen sind noch nicht bezahlt und wurden nur auf Rechnung geliefert. „Wir freuen uns über Unterstützung“, so Paul Lindemann.

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