Gelsenkirchen. . Nachdem Rudi Assauers Ex-Frau die Villa in Gelsenkirchen leer geräumt hat, sind erste Erinnerungsstücke des demenzkranken früheren Schalke-Managers bei Ebay aufgetaucht. Die Auktionen wurden kurz vor Schluss gestoppt. Nun hat Assauers Tochter Britta auf Facebook einen Hilfeaufruf gestartet.
Eine Fußball-Legende bittet um Hilfe: Rudi Assauer, an Alzheimer erkrankter ehemaliger Schalke-Manager, hat am Wochenende „Freunde, Fans und User“ von Facebook mobilisiert. In seinem „alten Königreich“, seiner Villa in Gelsenkirchen, sei „nichts von dem, was einmal mein Leben bestimmt hat, noch in irgendeiner Form vorzufinden“. Schreibt er und erinnert an die filmreife Räumungsaktion am vergangenen Mittwoch
UEFA-Cup-Medaille zu ersteigern
Was als vorläufiges Finale eines Rosenkrieg-ähnlichen Trennungs-Spektakels von seiner Ex-Frau Britta gedacht war, geht in die Verlängerung. Weit mehr als zweimal 15 Minuten sind zu befürchten. Denn die Villa ist leer. „An die besonders guten alten Zeiten haben mich persönliche Gegenstände von meinen Fans, Geschäftspartnern und Freunden immer wieder erinnert und ermutigt weiter zu machen, und heute rückschauend bedeuten sie für mich noch mehr – gerade dann, wenn die Birne nicht mehr so will“, schreibt Assauer. Und bittet seine Freunde um Unterstützung, seine Medaillen, Pokale, Fotos und Möbel wiederzufinden.
Natürlich hat der 69-Jährige den Text nicht selber verfasst. „Wir haben mit guten Freunden am großen Tisch zusammengesessen und den Text geschrieben“, erklärt Tochter Bettina Michel. Rudi habe alles verstanden und abgenickt.
Strafanzeige wegen Betrugs, Diebstahls und Hehlerei
Den Fans bei Facebook ist’s schnurz. Innerhalb von einem Tag teilen mehr als 3000 Freunde den Beitrag, über 1000 gefällt er, und mehr als 400 wünschen Assauer Glück bei der Wiederbeschaffung. Schnell findet die Internet-Gemeinde erste Hinweise auf den Verbleib der Schätze. Bei ebay bietet ein Gelsenkirchener eine „original UEFA-Cup Medaille von 1997“ an. 4511 Euro will ein Fan berappen, doch dann wird die Aktion urplötzlich und vorzeitig beendet. Auch das Angebot „Zigarrenbefeuchter von Chambrair“ wird vor Auktionsende zurückgenommen.
Bettina Michel weiß, wer hinter der Aktion steckt. „Frau Bah“ natürlich, wie sie die „Ex“-Frau ihres Vaters, Britta Assauer, nennt. Laut Gerichtsbeschluss hätte die 46-Jährige beim Auszug nur „Gegenstände aus ihrem alleinigen Besitz“ aus der Villa mitnehmen dürften. Deshalb habe die Tochter am Sonntag bei der Gelsenkirchener Polizei auch „Strafanzeige wegen Betrugs, Diebstahls und Hehlerei“ gestellt.
Erinnerungsstücke abgekauft
Nicht nur sie will am Sonntag bei der Polizei aufgelaufen sein. Auch „mauseloch63“, der ebay-Anbieter von Uefa-Cup-Medaille und Zigarrenbefeuchter, hat sich nach eigenen Angaben bei den Ordnungshütern gemeldet. „Britta Assauer hat mich beschissen“, schimpft er im Gespräch mit dieser Zeitung.
Er habe ihr einige Erinnerungsstücke abgekauft. „Is’ doch nicht schlecht“, hat er sich gesagt. Und keinen Gedanken daran verschwendet, ob das rechtens ist oder nicht. Britta Assauer habe über ihre finanziellen Probleme geklagt. „Sie bekommt keinen Unterhalt, hat Hartz IV und nur sieben Euro auf dem Konto“, habe sie ihm und einem Kumpel erklärt. Darauf haben die Jungens ihr „vier bis fünf Teile abgekauft“. Weitere Teile habe Britta Assauer bei ihnen untergestellt. „Das haben wir aber alles am Sonntag der Polizei erzählt“, sagt „mauseloch63“.
Inventar sollte in der Villa bleiben
Zu den Vorgängen will sich Britta Assauers Anwalt Burkhard Benecken nicht äußern. „Ja“, das Gericht in Hamm habe entschieden, dass Rudi Assauers Inventar in der Villa verbleiben solle. „Aber ist ein Pokal Inventar?“, fragt er.
Der Rosenkrieg der Familie wird die Gerichte und die sozialen Netzwerke weiter beschäftigen. Nix da mit „Heute herrscht schweigende Stille“, wie Rudi Assauer einst sagte.