Gelsenkirchen.
Die ersten Passionsspiele im Pott sind längst vollbracht. Ostern fiel in der evangelischen Kirche Rotthausen der letzte Vorhang nach einer durchaus erfolgreichen Produktionsreihe mit 15 Vorstellungen und einer stattlichen Anzahl von rund 2100 Besuchern. Initiiert hatte das ambitionierte Projekt der Gelsenkirchener Schauspieler und Regisseur Elmar Rasch.
Zu wenig Plakate aufgehängt
Aber: Es hätte noch besser laufen können. Das zumindest meint WAZ-Leser und Mitspieler Klaus Lücke aus Gelsenkirchen. Der Laienschauspieler war einer von rund 30 passionierten Mimen und hatte die Rolle des Gamaliel im Hohen Rat übernommen.
Lücke schreibt in einem Brief an die WAZ-Redaktion: „Die erhoffte Unterstützung von Seiten der Kirchen in Gelsenkirchen und auch rundherum hielt sich in Grenzen Um nicht zu sagen, die Passion wurde boykottiert.“
Lücke kann seine Einschätzung auch begründen, denn er sah selbst nach, welche Kirchengemeinden mit Plakaten für die Vorstellungen warben und welche nicht und kam zu folgendem Ergebnis: „Manchmal glaube ich, die großen Konfessionen leben noch in Zeiten, wo der Pastor bestimmte, was sein Kirchenvolk zu denken, lesen und zu sehen hat.“ Denn: „Sonst hätten doch die 44 Kirchengemeinden in Gelsenkirchen alle die Plakate in ihre Schaukästen gehängt.“ Aber lediglich vier Kirchen plus Veranstalterkirche hätten die Plakate auch tatsächlich ausgehängt.
"Wir haben schon sehr früh geworben"
Lücke spricht ausdrücklich nicht für den Veranstalter, wohl aber teile ein großer Teil der Darsteller-Kollegen seine Kritik. Propst Manfred Paas von der Propsteikirche St. Augustinus kann diese Kritik zumindest für seine Gemeinde nicht gelten lassen: „Wir haben in unserem Kirchenladen schon sehr früh, als noch Mitspieler gesucht wurden, für die Passion geworben.“
Auch eine der Darstellerinnen, nämlich die der Maria Magdalena, sei aus St. Augustinus gekommen. Das Interesse von Gemeindemitgliedern an Vorstellungen der Passion sei zudem durchaus groß gewesen: „Viele hatten Karten und waren dort.“
Auch Pfarrer Rolf Neuhaus von der Evangelischen Kirche Rotthausen mag die Kritik nicht teilen: „Es waren viele Zuschauer aus den Nachbargemeinden da, die Kirchenzeitung hat das Projekt ebenso unterstützt wie das Bistum.“ Neuhaus weiß aber auch, dass nicht jeder seiner geistlichen Kollegen die Passionsspiele begrüßte: „Es gab auch kritische Distanz, manchen war das zu volkstümlich. Aber es muss ja auch nicht jeder alles gut finden.“ Die meisten, die da waren, waren zufrieden. Neuhaus: „Das Spiel hat viele Menschen erreicht und berührt.“ Auch Lücke einnert sich gerne an die häufigen stehenden Ovationen des Publikums.