Gelsenkirchen.

25 Mal im Jahr stehen sie mit jeweils 100 Einsatzkräften im Schalke-Stadion, sie begleiten den Karnevalsumzug, sie stehen parat, wenn Evakuierungsmaßnahmen infolge von Bombenfunden anstehen. Die Ehrenamtlichen der „Arbeitsgemeinschaft Rettungsdienst und Sanitätswesen“ (ASB, DRK, JUH und MHD), kurz Arge genannt, sind Teil der Daseinsfürsorge der Stadt Gelsenkirchen.

Doch damit könnte es bald vorbei sein. Die Stadt hat die „Vereinbarung zur Übertragung von Aufgaben des Rettungsdienstes“ zum 31. Dezember 2012 gekündigt. Die so wegfallenden rettungsdienstlichen Leistungen sollen durch eine Ausschreibung zum 1. Januar 2014 neu besetzt werden. Offen ist, ob die Hilfsorganisationen zum Zuge kommen, denn es geht um viel Geld. Am Montag trafen sich die Arge-Vertreter im Katastrophenschutzzentrum an der Adenauerallee, „um Flagge zu zeigen und die Politik auf die Folgen aufmerksam zu machen, wenn man dem Wettbewerb freien Lauf lässt“, so Benjamin Wobig, Regionalvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe.

Weitreichende Folgen für die Stadt

Die Entwicklung könnte weitreichende Folgen für die Stadt haben. DRK, Johanniter-Unfall-Hilfe und Malteser Hilfsdienst befürchten eine Erosion der Arbeit im Ehrenamt. „Es ist absehbar, dass sich der Ortsverband innerhalb von fünf Jahren von einer schlagkräftigen Organisation zu einem dahindümpelnden Verein entwickelt“, befürchtet der DRK-Vorstandsvorsitzende Christian Deinert. „Hilfsorganisationen sind nur attraktiv, wenn sie reale Einsatz- und gute Ausbildungsmöglichkeiten haben.“ In Zahlen: Das Engagement von 45 Maltesern, 70 Johannitern und 300 DRK-Helfern – so viele Ehrenamtliche zählen die drei Organisationen in Gelsenkirchen – würde wegbrechen. „Wie will man dann Brauchtumsfeste stemmen?“, fragt Hans Lau, örtlicher Leiter des DRK-Rettungsdienstes.

Kritik gab es daran, dass die Stadt die Leistungen überhaupt ausgeschrieben hat. Zur Überraschung aller am Montag. Kämmerer Georg Lunemann wies den Vorwurf des übereilten Handelns zurück. Man wolle die gute Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen fortsetzen, sei aber an Gesetze gebunden. „Die Stadt kann als Träger der Rettungshilfe die Leistung nicht selbst erbringen. Wir wollen das mit Dritten gestalten.“ Lunemann räumte ein, dass der Stadt „vergaberechtlich die Hände gebunden sind“.

Die Hilfsorganisationen befürchten, dass der billigste Anbieter die Ausschreibung gewinnt. „Es bereitet mir Bauchschmerzen, wenn die Notfallrettung einem gewinnorientierten Unternehmen übertragen wird“, so Christian Deinert. Das Versprechen der Privaten, Qualität billiger anbieten zu können, sei nur über Lohnkosten einzulösen. Folge: Es würden keine Tariflöhne gezahlt.