Gelsenkirchen. Noch immer werden sie in mancher Branche bisweilen belächelt, bekommen sie Aufträge weniger automatisch als ihre männlichen Konkurrenten: Frischgebackene Unternehmerinnen in Nordrhein-Westfalen brauchen daher auch heute noch dringend Netzwerke. Die wurden beim NRW-Unternehmerinnentag in Gelsenkirchen eifrig geknüpft.

Die Unternehmen tragen ihren Namen, doch nur wenige wissen, dass eine Frau an der Spitze steht: Tina Risse, Christiane Underberg oder Martina Kötter. Erfolgreiche Unternehmerinnen wie sie kamen zum Unternehmerinnentag NRW in den Wissenschaftspark, um Tipps und Erfahrungen an Frauen weiterzugeben, die noch am Anfang stehen. Eröffnet wurde die Messe durch Oberbürgermeister Frank Baranowski und NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin.

Über 500 Frauen waren gekommen, um Kontakte zu knüpfen, Beratung zu erhalten oder an Seminaren teilzunehmen. Petra Walkenbach war zum ersten Mal dabei. Sie hat sich vor anderthalb Jahren selbstständig gemacht. „Ich war vorher Angestellte im IT-Bereich. Als mein Unternehmen geschlossen wurde, war ich eine Zeit lang arbeitslos. Als ich merkte, dass man als Frau mit über 45 Lebensjahren schwer einen Job findet, habe ich den Sprung gewagt und wurde Gründerin meines IT-Sicherheitsunternehmens.“

Der Aufbau eines eigenen Netzwerks

In ihrer Branche ist sie eine von wenigen Frauen (80% Männer) und das bekommt sie häufig zu spüren. „Gerade was den Bereich Management angeht, werde ich oft mit Blicken getroffen, die mir sagen wollen: ’Du als Frau verstehst doch nichts vom Management´. Da muss man lernen, drüber zu stehen“.

Petra Walkenbach ist zum Unternehmerinnentag gekommen, um Kooperationen und Kontakte zu knüpfen, im Gepäck viele Visitenkarten. Am Ende des Tages hat sie den ersten Schritt zum Aufbau eines eigenen Netzwerks gemacht.

NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin sieht Handlungsbedarf

Dies sei genau der richtige Schritt, sagt Mitveranstalterin Birgit F. Unger von der RevierA GmbH. „Frauen müssen aus der Kraft der Gemeinschaft schöpfen. Nicht nur Erfahrungen können weitergegeben, sondern auch Arbeitswege verknüpft werden.“ Sie nennt ein erfolgreiches Beispiel: „Hier auf der Messe haben eine Architektin für Innen und für Außen, die Chefin eines Bauunternehmens und eines Betonunternehmens zusammengefunden. Und lange erfolgreich kooperiert. Sowas ist ein Ziel des Unternehmerinnentages.“

Wirtschaftsminister Garrelt Duin sieht Handlungsbedarf in der Wirtschaft. „Unternehmen müssen flexibler werden. Frauen erleben verschiedene Lebensphasen von der Geburt des Kindes bis hin zur Pflege der Angehörigen. Es muss Möglichkeiten geben, die Arbeit darin einzubinden.“

Frauen beziehen ihr Privatleben stärker in den Beruf ein

Bettina Vaupel, im Kompetenzzentrum Frau und Beruf NRW für den Emscher-Lippe Kreis (Gelsenkirchen, Bottrop und Recklinghausen) zuständig, sieht noch dringenden Handlungsbedarf. „Die Frauenerwerbstätigkeit in der Region hat die schlechteste Quote in ganz NRW. Das Potenzial der Frauen wird bei uns oft unterschätzt. Der Bergbau fällt weg und jeder überlegt, wie man die Stellen auffangen könnte, doch Frauen in Führungspositionen werden oft übersehen.“ Dabei beraten die Kompetenzzentren in den Städten nicht nur, sondern helfen auch, Netzwerke aufzubauen. Denn, so Vaupel: „Frauen beziehen ihr Privatleben mehr in den Beruf ein als Männer. Sie brauchen eine andere Beratung.“