Gelsenkirchen.

Der Käfer ist wieder da! Und auf Anhieb fliegen ihm wieder alle Herzen zu. Kein Wunder: Das Viech bettelt schließlich auch um Liebe. Viele Jahre lang war das Kunstobjekt absoluter Liebling bei den Besuchern des Kunstmuseums Gelsenkirchen. Dann aber musste das Krabbeltier ebenso lange eingemottet werden, weil es nicht mehr funktionstüchtig war.

„Spanische Fliege“ heißt das Objekt, das der niederländische Künstler Keef Aafjes im Jahre 1993 als interaktives Werk kreiert hatte. Schnell mutierte der dicke Brummer zum absoluten Highlight der Kinetischen Sammlung des Museums. Kinder und Erwachsene liebten den Käfer gleichermaßen.

Erst eine Ausstellung im niederländischen Rijksmuseum in Twente/Enschede brachte den Käfer wieder auf die Beine. Gelsenkirchen lieh den Nachbarn das Objekt aus, ein niederländischer Restaurator brachte die Arbeit wieder in Schwung.

Bitte streichel mich!

Wer nun heute wieder die Kinetische Abteilung betritt und auf das Podest mit dem Käfer zugeht, der hört plötzlich eine fordernde männliche Stimme „Bitte streichel mich!“ Sie wird nicht wieder aufhören, bis der Besucher sich erbarmt und dem Tier sanft über den kalten Rücken streicht.

Dann folgt die nächste Überraschung: „Karamba, toll“, juchzt der Käfer und genießt stöhnend und krächzend mit „Mmhhh“ und „Aaaah“ die Berührung. Da mag der Mensch kaum wieder loslassen von einem überdimensionierten Insekt, das er im realen Leben eher mit einem lautstarken „Iiiiih“ bedenken würde. Auch eine Maschine würde der Mensch im Normalfall eher nicht streicheln.

Hier aber tut er’s gerne, wie Dr. Doris Edler, Museumspädagogin des Kunstmuseums, bestätigt. Das Museumsteam ist froh, dass der Käfer endlich nach so vielen Jahren wieder funktionstüchtig ist. Edler: „Jahrelang haben die Besucher immer wieder nach dem Verbleib des Käfers gefragt.“ Jetzt freut sich seine Fangemeinde über das Wiedersehen, bei dem zwischen Betrachter und Kunstobjekt eine heitere, augenzwinkernde Kommunikation entsteht.

Anfassen erwünscht! Übrigens: Kalte Hände mag das freundliche Biest mit seinem dicken Körper aus Kupfer, Polyester und einem Herzen aus ausgefeilter Technik nicht. Bei kalten Händen bleibt der Käfer einfach stumm.