Gelsenkirchen. Verstärkte Kontrollen und Hilfen haben die Lage rund um den Hauptbahnhof entspannt. Das sieht auch die CDU, doch das reicht der Ratsfraktion nicht – sie sorgt der „Drogentourismus“. Der Präventionsrat empfiehlt derweil, mit Betroffenen nach weiteren Lösungen zu suchen.

Die Situation rund um den Hauptbahnhof beschäftigt Politik und Anwohner nachhaltig. Im Februar kam es bereits zum Schlagabtausch zwischen den Parteien. Nun legt die CDU erneut vor. „Das gestörte Sicherheitsgefühl„ vieler Menschen „war Anlass für die Ratsfraktion, sich mit Vertretern der Bundes – und Landespolizei, der Bogestra, der Deutschen Bahn AG, des Drogenkontaktcentrums, dem Verein Arzt Mobil und des Präventionsrats Neustadt auszutauschen“.

Einerseits ging es dabei laut Fraktionschef Werner Wöll darum, „sich auf den gleichen Wissensstand zu bringen und andererseits Maßnahmen zu entwickeln, die in erster Linie für Neustadt-Bewohner, Bahnkunden aber auch für die Delinquenten eine Verbesserung der derzeitigen Situation nach sich ziehen.“

Situation der Methadonambulanz angleichen

Drei verschiedene Störer-Gruppen macht die CDU aus: die Trinkerszene, pöbelnde Jugendliche und Drogenabhängige. „Gerade im Bereich der Drogenabhängigen, die mit Methadon substituiert werden, befinden sich viele, die aus Essen anreisen. Dort stehen nicht genügend Ärzte zur Verfügung, die die Ersatzdroge verabreichen“, so Wöll. Ziel müsse es sein, durch eine interkommunale Zusammenarbeit die Situation der Methadonambulanz anzugleichen, um so keine Anreize mehr für einen Drogentourismus zu bieten.“

Kontrollen und Hilfsangebote wurden in letzter Zeit verstärkt.. „Das Problem ist längst bei den entsprechenden Stellen angekommen und wurde aufgegriffen. Ich kann und will davon ausgehen, dass an einer Lösung gearbeitet wird“, sagt Manfred Peters.

Gefühl der Unsicherheit und der Belagerung

Auch der SPD-Stadtverordnete und Vorsitzende des örtlichen Präventionsrates sieht, dass bei „einem gewissen Teil der Bevölkerung ein Gefühl der Unsicherheit und Belagerung da ist. Das kann man nicht wegdiskutieren.“ Doch Peters wünscht sich auch, mit „den Betroffenen nach Lösungen zu suchen. Je aufgeregter das wird, desto mehr habe ich die Befürchtung, dass sich die Fronten verhärten.“

Auch aus Sicht der Christdemokraten hat der geballte Einsatz die Lage entspannt. Doch bestehe die Befürchtung, dass dies „teilweise dem Wetter und der Baustellensituation am Südausgang des Hauptbahnhofs geschuldet ist“. Daher müssen laut Wöll „die eingeleiteten Maßnahmen unbedingt fortgeführt werden“. Aus ordnungspolitischer Sicht zähle hierzu auch der vor Jahren von der CDU geforderte Einsatz sogenannter mobiler Wachen, bei denen direkt vor Ort auch Anzeigen erstattet werden können. Mit der Situation offensiv umzugehen und sie nicht zu bagatellisieren, fordert Wöll und wünscht eine Bürgerinformationsveranstaltung. „Die Diskussion in kleinen Zirkeln kann hilfreich sein, ersetzt aber kein transparentes Verfahren.“

Bericht im nächsten Gesundheitsausschuss

Aus Sicht der Stadt hat sich die Lage rund um den Bahnhof entspannt. Stadtsprecher Oliver Schäfer: „An dem Thema wird gearbeitet. Das sieht ja auch die CDU so. Und das wird uns auch von der Polizei widergespiegelt.“ Das bisherige Engagement einzuschränken, sei nicht beabsichtigt, macht die Verwaltung deutlich. Schäfer: „Das steht überhaupt nicht infrage.“ Im nächsten Gesundheitsausschuss wird die Verwaltung der Politik wie gefordert über das Thema berichten. Im Rathaus zeigt man sich „verwundert, dass das nicht abgewartet wurde“.