Gelsenkirchen. Für viele Gelsenkirchener ist der Platz unter dem Busbahnhof in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof zum Angstraum geworden. Ganz offen wird Alkohol getrunken, einige Bürger seien bepöbelt worden. Der Polizei sind oft die Hände gebunden.
Es gibt sie in jeder Stadt. Orte, an denen sich Bürger unwohl, manche sogar ängstlich fühlen. In Gelsenkirchen hat sich im letzten Jahr ein neuer dieser Orte, ein sogenannter Angstraum, herauskristallisiert. Es ist ein kleiner Platz vor dem Haupteingang zum Bahnhof in der City. Ein Stück abseits in Richtung des Parkhauses, unterhalb des Busbahnhofes. Mehr als ein Dutzend Menschen stehen dort – jeden Tag. Sie trinken Alkohol, sie rauchen, manche Bürger haben sich bei der Polizei gemeldet, weil sie bepöbelt worden seien.
„Wir haben den Platz im Auge und wir wissen um die Probleme“, sagt Konrad Kordts. Der Sprecher der Gelsenkirchener Polizei macht aber auch deutlich: „Das ist kein Raum der schweren Kriminalität. In jeder deutschen Großstadt gibt es solche Orte, wo sich solche Personen aufhalten“ Regelmäßig gingen Beamte dort Streife, um Präsenz zu zeigen.
Bei der Stadt ist die Situation bekannt
Und auch bei der Stadt ist die Situation bekannt. „Es gab Ende Mai eine gemeinsame Sitzung des Verwaltungsvorstandes und der Polizei und dabei ging es auch um diesen Platz“, sagt Stadtsprecher Oliver Schäfer. Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) kooperierten in der Sache. KOD und Polizei laufen gemeinsam Streife, die KOD-Mitarbeiter sind sogar täglich vor Ort. „Auch der Präventionsrat wird sich mit der Problematik beschäftigten“, sagt Schäfer.
Dass der Platz überhaupt „so beliebt“ sei, liege unter anderem an einer Spezialisierung einiger Gelsenkirchener Ärzte. „Bei einigen der Personen handelt es sich um Menschen aus Essen und Bochum, die in Methadon-Programmen sind und von örtlichen Ärzten betreut werden“, sagt Jürgen Karlisch, Pressesprecher der Bundespolizei, die für die Überwachung der Bahnhöfe zuständig ist. „Zwar ist der Platz nicht mehr Bahnhofsgelände, aber natürlich haben wir ihn trotzdem im Auge. Ich kann aber auch sagen, dass es im letzten Monat nur einen einzigen Fall von Betäubungsmittel-Missbrauch gab. Eine Zunahme von Drogenstraftaten an diesem Ort können wir nicht feststellen“, so Karlisch.
Nur wenige Übergriffe aus der Szene sind bekannt
Das alles ändert aber nichts daran, dass Gelsenkirchens Bürger einen Bogen um diesen „Angstraum“ machen. „Es sind nur wenige Fälle von Übergriffen aus dieser Szene heraus bekannt. Untereinander gibt es da weitaus häufiger Reibereien, Diebstähle, Körperverletzungen“, sagt Konrad Kordts. „Wir sind in Kontakt mit den Kollegen der Landespolizei, trotzdem machen wir sicher nicht an der Glastür halt. Wenn wir Delikte verhindern können, dann greifen wir auch außerhalb des Bahnhofes ein“, versichert Jürgen Karlisch, dessen Kollegen bei Problemen von den Bürgern angesprochen werden können.
Trotzdem, eine baldige Lösung des Problems ist nicht in Sicht. „Man kann diese Menschen dort nicht einfach vertreiben. Wir erteilen Platzverweise, aber dafür muss ein triftiger Grund vorliegen“, sagt Konrad Kordts.