Gelsenkirchen. . Wilde Müllhalden sind überall im Ruhrgebiet ein Problem. Auch in Gelsenkirchen beschweren sich Anwohner zunehmend, auch über „Pinkel-Ecken“. Besonders “fürchterlich“ sei es in Schalke. Dort dokumentieren Anwohner die wilden Müllhalden mit der Kamera. Das Ergebnis ist erschreckend.

Wenn Ingrid Reiner zu ihrer Wohnung im Wiehagen in der Neustadt will, muss sie an dem zurückgesetzt liegenden Haus Nummer 6 vorbei. Augen zu, Nase zu und schnell weiter – heißt es hier für sie. Denn diese Ecke, sie „lädt offenbar zum Pinkeln ein und das stinkt“, ärgert sich Reiner. Es riecht nach Urin, der Dreck von alten Kaugummis, Dosen und Essensresten tut sein Übriges. Schön ist anders. Doch Reiner kann und will die Augen nicht verschließen, immerhin geht es um ihr persönliches Umfeld. Also zeigt sie mit dem Finger auf jene Stelle, die andere vielleicht lieber ignorieren.

Doch was tun? Gelsendienste ist die Ecke nicht bekannt. Laut Sprecherin Stefanie Genthe liege dies wohl daran, dass die Ecke auf Privatgelände liegt. „Da sind wir dann für die Reinigung nicht zuständig“, sagt Genthe.

Müllsituation in Schalke und Schalke-Nord sei "fürchterlich"

Anders sieht das zum Beispiel an Stellen in Schalke und Schalke-Nord aus. Als „fürchterlich“, beschreibt Ralf Herrmann, BGG-Stadtverordneter, die Müll-Situation in seinem Bezirk. Regelmäßig dokumentiert er auf seinen Rundgängen durch die Stadtteile wilde Müllhalden mit seiner Kamera. Das Ergebnis ist mitunter erschreckend. Umgeworfene und verdreckte Altkleidercontainer, Sperrmüllhaufen, große, blaue Müllsäcke, achtlos weggeworfene Kartons, zerbrochene Glasflaschen – und auch „Pinkelecken“, wie sie auch Ingrid Reiner beschreibt, kennt Herrmann – z.B. an der Ecke Dresdner Straße/Paulinenstraße. Dass sich die Anwohner beschweren, kann er nachvollziehen: „Es ist ja nicht in ihrem Sinn, auf einer Mülldeponie zu wohnen. An der Dresdener Straße 38-40 griffen die Mieter daher selbst zum Schlauch, um die verdreckte Toreinfahrt zu reinigen.

Neben der Dresdner Straße seien auch die Ruhr-, die Grenz- und die Franz-Bielefeld-Straße immer wieder von wilden Müllhalden betroffen. „Da werden einfach blaue Säcke und Kartons vor die vollen Mülltonnen gestellt“, sagt der Stadtverordnete. Und Gelsendienste räume diese dann nicht weg. Müssen sie auch nicht, erklärt Genthe: „Die Anwohner zahlen die Reinigungsgebühren für ihre Tonne und die wird geleert. Was drumherum steht, lässt der Räumdienst liegen.“ Es sei denn: Es sind spezielle Mülltüten mit Gelsendienste-Aufdruck. Die gibt es zum Beispiel am Recyclinghof.

Bewusstsein, Müll ordnungsgemäß zu entsorgen, fehle oft

Dort könne man auch generell seinen überschüssigen Müll entsorgen. Doch das Bewusstsein, den Müll ordnungsgemäß wegzuräumen, fehle oft. Dieses Problem sieht auch Herrmann: „Ein Aufräumtag wie GEputzt genügt nicht. Schon mit den Kindern muss man das richtige Verhalten üben“, plädiert er für mehr Prävention.