Gelsenkirchen. Bewusst hatten sich 22 Familien bei der Anmeldung ihrer Kinder für die katholische Don-Bosco-Grundschule entschieden und auch eine Zusage bekommen. Das Problem: Es gibt nur sieben freie OGS-Plätze – aber alle Eltern sind berufstätig.

Super: Ein Platz an der Grundschule, die man ganz bewusst fürs Kind gewählt hat. Dachten sich 22 Familien, nachdem sie die Zusage der katholischen Don-Bosco-Schule in der Feldmark erhalten hatten. Allerdings stehen diese Familien jetzt einem (noch) ungelösten Problem gegenüber: Für die 22 Kinder gibt es lediglich sieben Plätze im Offenen Ganztagsbereich, die per Losverfahren vergeben werden.

Darüber wurden die Eltern erst Anfang März informiert. „Die fehlende Betreuung bringt viele Familien ich echte Bedrängnis“, sagt Dirk Ziegler im Namen der Betroffenen. Denn: „Alle Eltern sind berufstätig und benötigen daher dringend einen OGS-Platz.“

Brief an den Oberbürgermeister

Da müsse im Einzelfall überlegt werden, ob Elternteile ihre Arbeitsverhältnisse kündigen müssen, um die tägliche Nachmittags- sowie die Ferienbetreuung der Kinder zu bewerkstelligen. Und das, so Ziegler, „in einer Stadt, die per se schon eine der höchsten Arbeitslosenquoten im Ruhrgebiet hat“. Eine Gruppe aus dem Kreis der betroffenen Eltern hat Oberbürgermeister Frank Baranowski das Problem in einem Brief geschildert und diesen während einer OB-Bürgersprechstunde auch persönlich überreicht.

Ihre Vorschläge: Raumnutzung in der benachbarten Hauptschule, Anschaffung neuer Container für OGS-Kinder oder Ausbau des Dachbodens der Don-Bosco-Schule. Diese Alternativen sind dem Kern des Problems geschuldet: Raumnot in der einzigen katholischen Grundschule im Süden der Stadt. Dirk Ziegler: „Die anderen vier katholischen Grundschulen befinden sich im Gelsenkirchener Norden.“ Ein Schulweg von etwa neun Kilometern sei aber keinem sechsjährigen Kind zuzumuten. Denn: „Kurze Beine, kurze Wege.“ In diesem Sinne favorisieren die Eltern die Nutzung von Räumen der Grillo-Hauptschul-Dependance an der Hans-Böckler-Straße. Hier habe es nur 13 Anmeldungen gegeben.

OGS-Träger würde Personal stellen

So problematisch die Raumnot, so schnell könnte bei Lösung des Problems das erforderliche Betreuungspersonal durch den OGS-Träger Ev. Kirchenkreis zur Verfügung gestellt werden, haben die Eltern erfahren.

Genau da liegt aber auch der Knackpunkt. Stadtsprecher Martin Schulmann sagt: „Die Option Hauptschule ist durchaus möglich. Ob dort ein Raum genutzt werden kann, wird sich allerdings erst in den nächsten Monaten herausstellen. Wenn es über das Verteilungsverfahren doch zu einer Eingangsklasse kommen sollte, geht es nicht.“ Das sei Stand heute.

Eine freiwillige Leistung der Stadt

OB Frank Baranowski hatte der Elterndelegation im Gespräch den Hinweis auf städtische Grundschulen gegeben, an denen noch freie OGS-Plätze zur Verfügung stehen. Außerdem sei die Offene Ganztagsschule eine freiwillige Leistung der Stadt, auf die es keinen Rechtsanspruch gebe. „Das stimmt natürlich, hilft uns aber leider überhaupt nicht weiter“, stellt Dirk Ziegler fest. Er verweist in diesem Zusammenhang auf vergleichbare Städte wie etwa Oberhausen, „die es den Grundschulen zur Auflage machen, kein OGS-Kind abzulehnen und selber für die entsprechenden Räumlichkeiten zu sorgen“. Der Brief an den OB liegt auch dem Kommunalen Bildungsbüro, der bildungspolitischen Sprecherin der SPD, Barbara Filthaus, Jugendamtsleiter Alfons Wissmann sowie dem ev. Kirchenkreis als OGS-Träger vor. Darin heißt es u. a., für die Betreuung der Kindergartenkinder würde ausgesprochen vorbildlich gesorgt. Warum diese Fürsorge mit Eintritt in die Schule für Familien ersatzlos entfalle?