Gelsenkirchen. Die beiden Anträge von Grünen und FDP rund um die kriminellen Vorgänge bei Gelsendienste führten in der Sitzung des Betriebsausschusses am Mittwoch dazu, dass Teilaspekte doch öffentlich diskutiert wurden. Allerdings gab es dabei kaum Neuigkeiten.

Am Ende warb der Betriebsleiter nahezu emotional: „Geben sie uns Zeit. Wir tun, was wir tun können. Lassen sie uns abarbeiten. Ich heiße Uwe Unterseher-Herold und nicht Harry Unterseher-Herold und ich kann auch nicht zaubern.“

Der Gelsendienste-Betriebsleiter beteuerte: „Wir wollen nichts unter den Teppich kehren.“ Und beschrieb, wie strapaziös die Wochen und Monate seit Bekanntwerden der kriminellen Machenschaften für alle Mitarbeiter gewesen seien. Vor allem, nachdem er im Zuge der Befragungen und erster Ergebnisse am 9. November zwölf Leute freigesetzt habe. Der Betrieb habe aber weiter gehen müssen. „Die Mitarbeiter haben klaglos 60, 63 Überstunden gemacht.“ Sie seien eingesprungen, wo personelle Lücken entstanden seien.

Immer wieder wurde aus den Reihen der Politik in der Sitzung des Betriebsausschusses Gelsendienste am Mittwoch die Forderung nach schonungsloser Aufklärung der Vorfälle, einer schriftlichen Analyse und nach Maßnahmen zur künftigen Verhinderung solch skandalöser Vorfälle laut.

Wirtschaftsprüfer im Fokus

Unschwer zu erkennen: Die kriminellen Energien, die bei Gelsendienste unbemerkt zehn Jahre lang entfaltet wurden, waren dann doch Bestandteil der öffentlichen Sitzung. Zumindest zum Teil. Die beiden Anträge von FDP und Grünen wurden behandelt. Ausschussvorsitzende Birgit Welker (SPD) machte eingangs den salomonischen Vorschlag, sowohl in öffentlicher als auch in nicht öffentlicher Sitzung über die kriminellen Vorgänge zu sprechen.

Burkhard Wüllscheidt (Grüne) – „Es geht uns nicht um Einzelfälle, es geht uns um betriebliche Strukturen, die solche Vorgänge über Jahre möglich machten“ – warf die Frage auf, ob nicht spätestens jetzt ein anderer als der bisherige Wirtschaftsprüfer zum Einsatz kommen müsse. Und für die FDP schlug Hans-Joachim Roth später vor, den Wirtschaftsprüfer einzuladen. Manfred Leichtweis (SPD) bemerkte: „Fragen haben wir auch. Auch zur Wirtschaftsprüfung. Ich frage mich nur, ob man die in einem laufenden Verfahren beantworten kann.“ Zumindest einige Fragezeichen konnte Uwe Unterseher-Herold dann gestern ausradieren.

Zum Beispiel, was Sofortmaßnahmen nach Bekanntwerden der Betrugsfälle angeht. Demnach wird u. a. Kunden auf den Wertstoffhöfen künftig ein kleiner Weg abverlangt: vom Auto zum Kassenhäuschen. „Das ist eine Maßnahme, um die Versuchung zu verhindern.“ Und neben der Bon- gibt’s nun auch die Nullbon-Pflicht.