Essen. Zwei Männer sitzen auf der Anklagebank des Landgerichts Essen, weil sie im Mai 2012 einen Kiosk in Gelsenkirchen-Hassel überfallen haben sollen. Der jüngere der beiden Angeklagten gestand und belastete seinen Mitangeklagten. Der jedoch streitet ab an dem Raub beteiligt gewesen zu sein.
Auch von der Angst des zehn Jahre alten Sohnes der Verkäuferin ließ sich der Räuber nicht abschrecken und bedrohte dessen Mutter. Wer sich hinter der Maske des Täters verbarg, darüber gibt es im Prozess gegen zwei Gelsenkirchener vor der VI. Essener Strafkammer unterschiedliche Aussagen.
Zwei junge Männer sitzen im Landgericht auf der Anklagebank. Sie sollen am 4. Mai 2012 abends vor einem Kiosk in Hassel im VW Polo vorgefahren sein. Der jüngere Angeklagte, 21 Jahre alt, kannte die 27 Jahre alte Verkäuferin, ging in den Kiosk und soll ausbaldowert haben, ob die Luft rein ist. Als er den Laden verließ, soll sein Mitangeklagter hineingestürmt sein. Maskiert mit einer Sturmhaube soll der 25-Jährige der Frau eine Pistole an den Nacken gedrückt und Geld gefordert haben. Dass ihr Sohn da war, beeindruckte ihn nicht. Als sie den Kasseninhalt übergab, soll er gedroht haben, ihm „etwas anzutun“, falls sie „das restliche Geld“ nicht hole. Sie gehorchte, 1550 Euro erbeutete der Täter.
Am VRR-Ticket erkannt
Pech, dass ein Passant sah, wie die Täter zum Polo liefen und wegfuhren. Einen Teil des Kennzeichens merkte er sich, sprach mit der Kassiererin. Die erkannte sofort den 21-Jährigen als Halter des Autos und schickte ihm eine SMS: „Ihr seid gesehen worden. Komm zurück.“ Kurz danach tauchte der junge Mann auf. Bei der Durchsuchung des Autos entdeckte die Polizei ein VRR-Ticket des Mitangeklagten.
Der 25-Jährige beteuert seine Unschuld. Seine halbe Familie benennt er zum Alibi. Der jüngere Angeklagte hatte bei der Polizei gestanden und den Mitangeklagten belastet, im Prozess schweigt er aber. Richterin Jutta Wendrich-Rosch fragt, ob das die passende Strategie sei. Mittags entscheidet der junge Mann sich zum Geständnis. Von einer Pistole hätte er nichts gewusst. Finanziell hätten sie das Geld nicht nötig gehabt. Hat es ihn nicht abgeschreckt, als er den Zehnjährigen sah? „Das tut mir so leid. Ich habe mich tausendmal entschuldigt. Aber ich kann es ja nicht rückgängig machen.“
Angeklagter wehrt sich
Der Mitangeklagte wehrt sich: „Ich werde als Verbrecher hingestellt, der ich nicht bin.“ Am nächsten Verhandlungstag will das Gericht seine Alibizeugen vernehmen.