Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen gilt ein Salzverbot für Privatleute im Kampf gegen Eis und Schnee. Doch viele streuen – und das Knöllchen-Risko bleibt dabei überschaubar.

Die Gelsenkirchener (und nicht nur die...), ein munteres Völkchen von Gesetzesbrechern. In diesen Tagen ignorieren sie wieder allerorten Vorgaben und Ortssatzungen. Und wer bei Rot an der Ampel auch nachts (in der Regel) sicher hält, weil er mögliche Risiken und empfindliche Bußen fordert, der deckt tagsüber sorglos die verschneiten Gehwege vor dem Haus mit Streusalz ein. Die Gefahr, dafür belangt zu werden, scheint so groß wie die Zahl der Dortmund-Fans bei Schalker Ultras.

Die Salzhoheit in der Stadt haben allein die Gelsendienste auf Straßen und Plätzen. Auch bei weiterem Dauerfrost werden die Lagervorräte diesen Winter reichen. „Engpässe sind in keinster Weise abzusehen“, sagt Gelsendienste-Sprecherin Stefanie Genthe. Für Privatleute ist Salzen tabu. Bereits seit 1999 schließt die lokale Ordnungs-Satzung den Streusalz-Einsatz aus. Das sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Kehren, Granulat, abstumpfende Mittel, all das ist okay. Der Umweltschutz hat hier einst zum Verbot geführt. Straßenbegleitgrün, also Bäume, und Grundwasser sollten weniger belastet werden.

Ausnahmen von der Regel

Keine Regel ohne Ausnahme: Auch die aktuelle Satzung, die zuletzt am 1. Januar aktualisiert wurde, sieht sie vor: Demnach darf privat Salz gestreut werden, wenn bei außergewöhnlichen Wetterverhältnissen (z. B. starkem Eisregen) die Bürgersteige mit Granulat oder Sand nicht verkehrssicher zu machen sind. „Dies gilt auch für gefährliche Gehwege, etwa auf Brückenauf- und -abgängen, auf Treppen, in Passagen oder an Steigungs- und Gefahrenstellen“, zählt Genthe auf.

Wie das so ist mit Verboten: Verstöße werden üblicherweise geahndet. Und so droht beim Salzstreuen auch ein Ordnungswidrigkeitsgeld ab 35 Euro. Theoretisch. Kontrollen stehen, nun ja, nicht gerade oben auf dem städtischen Dienstplan. „Der Kommunale Ordnungsdienst hat speziell nicht diese Aufgaben“, heißt es bei der Stadt.

Und so liegen die Baumärkte voll mit Streusalz und wissen um zahllose Abnehmer. Palettenweise stapeln sich die Zehn- bis 50-Kilo-Säcke bei Hornbach in Schalke-Nord, flankiert von brummigem Männer-Spielzeugen wie Schneefräsen mit 3 kW für rund 600 Euro und Batterien von Schneeschiebern. Nach Granulat oder Splitt muss man schon etwas suchen. Bei Hellweg an der Lockhofstraße hat man solche Alternativen erst gar nicht im Laden und empfiehlt stattdessen: „Nehmen sie doch Sandkastensand. Das machen einige Kunden.“