Gelsenkirchen. Der Energiewirtschaft geht’s nicht gut. Und die Konsequenzen, glauben die Arbeitnehmer bei Eon, sollen auf ihrem Rücken ausgetragen werden: Abbau von 6000 Stellen und jetzt obendrein eine bislang magere Tarifrunde.
Anfang Dezember, in der ersten Verhandlungsrunde, da hat man den Gewerkschaften IG BCE und Verdi – die haben sich für die Verhandlungen zur Tarifgemeinschaft Energie zusammengeschlossen – eine Nullrunde vorgeschlagen.
Angebot Nummer 2 kam von der Arbeitgeberseite dann kurz vor Weihnachten: 1,1 Prozent. Beides ist aus Sicht der Gewerkschaften absolut nicht diskutabel. Sie wollen für die rund 30.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Energieriesens ein Einkommensplus von 6,5 Prozent.
Eine reale Minusrunde
Um dafür Dampf im Kessel zu machen, hatten IG BCE und Verdi für Montag zu Warnstreikaktionen aufgerufen. Ein Schwerpunkt: der Eon-Standort in Gelsenkirchen-Scholven. Dort versammelten sich gestern Morgen etwa 700 Beschäftigte vor dem Tor West des Kraftwerks, um ihrer Forderung, die heute in Hannover erneut auf den Verhandlungstisch kommt, Nachdruck zu verleihen.
Holger Nieden, Verhandlungsführer der IG Bergbau, Chemie, Energie, war vor Ort. Und unterstrich deutlich, dass das Arbeitgeberangebot eine reale Minusrunde und somit unzumutbar sei. „Das ist mit uns nicht zu machen!“
Frost und Schnee konnten Beschäftigte nicht abhalten
„Wir erwarten jetzt ein besseres Angebot“, betonte Peter Obramski. Der Bezirksleiter der IG BCE in Gelsenkirchen war gestern zunächst erschrocken über den Wintereinbruch. „Ausgerechnet heute!“ Immerhin war schon die Vorbereitung des Warnstreiks nicht ohne, weil nach dem 1,1-Prozent-Angebot die Weihnachtsferien begonnen haben. „Wir haben alle Mitarbeiter zentral angeschrieben“, berichtete Obramski.
Der konnte sich dann davon überzeugen, dass sich die Kolleginnen und Kollegen von ein bisschen Frost und Schnee nicht abhalten lassen und für ihre Forderung auch bereit sind, mal zu bibbern. Zum Teil waren Beschäftigte von anderen Eon-Standorten mit Bussen zur Aktion nach Scholven gebracht worden. Hier floss dann auch der heiße Kaffee gegen die Kälte in Strömen. Und 600 Würstchen waren ratzfatz verputzt.
Wie es weiter geht? IG BCE-Verhandlungsführer Holger Nieden: „In Hannover haben die Arbeitgeber die große Möglichkeit, eine Verschärfung des Konflikts zu vermeiden. Wir stehen ganz dicht vor einer Auseinandersetzung, wie es sie in der Energieversorgung lange nicht mehr gegeben hat.“