Gelsenkirchen/Kiel. . Zweimal trafen sich Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertreter zu Gehaltstarifrunden 2012/13. Das Angebot von 1,1 Prozent mehr Lohn und Gehalt fanden die Gewerkschaften IG BCE und Verdi völlig inakzeptabel. Sie rufen heute zu bundesweiten Warnstreiks auf, ein Treffpunkt ist das Werk Gelsenkirchen-Scholven.

Auch wenn es an den Steckdosen des Ruhrgebiets nicht spürbar ist: An diesem Montag sind mehrere tausend Mitarbeiter von Eon-Kraftwerken in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Schleswig-Holstein zum Warnstreik aufgerufen. Um 9 Uhr früh beginnt am Tor West des Kraftwerks Gelsenkirchen-Scholven eine Streikversammlung der Gewerkschaften IG-BCE und Verdi. Zwei Stunden später geht es zurück an die Arbeit. Morgen gehen in Hannover die Tarifverhandlungen weiter.

Nicht nur unter den rund 1000 Beschäftigten des Scholvener Kraftwerks herrsche großer Unmut über das Verhalten der Konzernleitung, sagte Holger Nieden, Verhandlungsleiter der IG-BCE in der der Tarifkommission, der Redaktion auf dem Weg zur Protestaktion.

Rund 7000 Streikende erwarten die Gewerkschaften bei den ersten Warnstreiks seit der Tarifrunde 2008. Es geht um 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt für die rund 30 000 Beschäftigten in den Eon-Kraftwerken. In der zweiten Verhandlungsrunde hatte die Arbeitgeberseite ein Lohn-Plus von 1,1 Prozent angeboten. „Das wäre eine glatte Minus-Runde für die Beschäftigten – darüber gab es dann gar keine lange Debatte mehr“, so Nieden.

„Jede Menge Frust in den Belegschaften“

In den Belegschaften gebe es „jede Menge Frust, weil jede Woche eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird“. Rationalisierungsprogramme und ein spürbarer Personalabbau hätten den Druck auf die Beschäftigen in den letzten Jahren deutlich verstärkt.

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Auch an anderen Standorten des Energieriesen Eon sind zeitgleich Aktionen geplant. Kundgebungen soll es im Norden unter anderem vor den Atomkraftwerken Grohnde und Brokdorf geben, weitere Aktionen sind in Bayern geplant. Die IG BCE erwartet mehr als 7000 Teilnehmer an den Aktionen.

Zum ersten Mal: Milliardenverluste bei Eon

Eon befinde sich in einer „schwierigen wirtschaftlichen Situation“, erklärte ein Unternehmenssprecher zum 1,1-Prozent-Angebot. Das Tarifergebnis müsse diesen Rahmenbedingungen entsprechen.

Im Jahr 2011 hatte der Konzern erstmals in seiner Geschichte Milliardenverluste hinnehmen müssen. Für die ersten drei Quartale 2012 hatte Eon zwar wieder einen deutlich auf gut drei Milliarden Euro gestiegenen Konzernüberschuss vorgelegt. Wegen schwacher Stromnachfrage kassierte der Energieriese aber seine Gewinnprognosen für die kommenden Jahre. (mit dpa)