Gelsenkirchen. Nach der Pleite der Drogeriekette Schlecker rutschten viele ehemalige Mitarbeiterinnen in die Arbeitslosigkeit. Nach zahlreichen Absagen entschlossen sich 14 Frauen in Gelsenkirchen dazu, erneut die Schulbank zu drücken. Zehn von ihnen haben noch vor Weihnachten eine neue Anstellung gefunden.
Das Lächeln und der Glaube an die eigenen Fähigkeiten sind wieder zurückgekehrt. Drei Frauen, die nach jahrzehntelanger Arbeit bei Schlecker ihren Job verloren hatten, stehen wieder hinter der Verkaufstheke. Berufserfahrung, Auftreten und Entschlossenheit der Frauen überzeugten das Management von Gatenbröcker. Alle drei wurden eingestellt.
Dass sie diesmal kleine Brötchen backen müssen, hat nichts mit ihrer beruflichen Qualität zu tun. Es gehört zu ihrem Job, die Rohlinge mit Mohn oder Sesam zu panieren, ehe sie in den Backofen wandern. Die Zeit des Zweifelns ist vorbei. Die Frauen fühlten sich abgestellt, nicht mehr gebraucht.
Angst, nicht gebraucht zu werden
Liliane Oppenkowski hat schlaflose Nächte hinter sich. Über 50 Bewerbungen hat sie geschrieben, einige sind heute noch unterwegs. „Ich war verzweifelt, sagte mir, wieso wirst du mit 42 Jahren nicht mehr gebraucht.“ Als diskriminierend empfand sie die Anzeige einer Bäckereikette, die Mitarbeiter als „Sahneschnitte“ suchten.
Der Laden sagte ohne Begründung ab. „Mit der Sahneschnitte“, vermutet die 42-Jährige, „meinen die wohl ganz junge Verkäuferinnen.“ Ingrid Herrmann machte die gleichen Erfahrungen wie ihre Kolleginnen.
Viele Bewerbungen wurden nicht beantwortet oder es folgten kommentarlose Absagen. Mit 14 weiteren ehemaligen Schlecker-Mitarbeiterinnen - zehn haben ebenfalls einen Job gefunden - hat sie nach der Insolvenz bei TZU die Schulbank gedrückt und den Stoff fürs Verkaufsgeschäft gebüffelt.
Stellenangebot im Schaufenster
Schließlich entdeckte sie am Schaufenster bei Gatenbröcker Im Fersenbruch ein Stellenangebot. „Ich bin reingegangen, gab meine Bewerbungsmappe ab und vereinbarte einen Probetag.“ Da beide Seiten voneinander überzeugt waren, klappte es mit der Anstellung. Zunächst auf ein halbes Jahr befristet.
Als der Verkaufsleiter fragte, ob sie noch weitere Frauen empfehlen könne, war klar, dass sie ihre ehemaligen Kolleginnen sofort informierte. Die klemmten sich ihre Bewerbungsmappen unter den Arm. Die Chemie stimmte auch hier.
Petra Petters hat das Kämpfen nie aufgegeben. Bei Markus Lanz hatte sie in der Sendung Menschen 2012 ihren deprimierenden Leidensweg und den ihrer Kolleginnen geschildert. Die 56-Jährige fühlt sich jetzt bestätigt, dass Qualität und berufliches Engagement nicht vom Alter abhängig sind. „Für uns ist heute schon Bescherung“, freut sie sich mit den Kolleginnen über das schönste Weihnachtsgeschenk seit Jahren.