Gelsenkirchen. . Das Interesse am Fall Martina Peil ist offenbar groß. Der Arbeitsgerichtssaal war am Donnerstag jedenfalls prall gefüllt, als über die Änderungskündigung der Ex-Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Emscher-Lippe Süd verhandelt wurde.
Der Fall Martina Peil könnte zu einer schweren Belastung für die Dienstleistungsgesellschaft Verdi werden. Martina Peil war Ende Oktober unmittelbar nach ihrem Urlaub per „außerordentlicher Änderungskündigung“ nach 23 Jahren als Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Emscher-Lippe Süd, mit ihren rund 16.000 Mitgliedern in Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck abberufen worden. Jetzt traf man sich vor dem Arbeitsgericht.
Sitzungssaal hoffnungslos überfüllt
Eine Vorahnung davon bekamen Verdi-Justiziar Berg und die Berliner Rechtsanwältin Dr. Voggenreiter gestern. Der Sitzungssaal des Arbeitsgerichts war hoffnungslos überfüllt, als die wegen angeblich schlampig geführter Finanzbuchhaltung geschasste Martina Peil mit Rechtsanwalt Volker Merbeck (45 Jahre Mitglied von Verdi) Arbeitsrichter Greb ihre Klage Erläuterte.
Die Klage geht gegen die von Verdi-Chef Frank Bsirske persönlich unterzeichnete Zwangsversetzung in die Abteilung „Finanzdienstleistungen“ in Essen.
Wiederholte Hilferufe Richtung Landesvorstand
Grund für die plötzliche „Versetzung“ samt erwogener Herabstufung der Bezüge, die demnächst das Arbeitsgericht Düsseldorf beschäftigen werden, sind die von Martina Peil angeblich nicht gezogenen Konsequenzen aus dem Revisionsbericht 2009, der „gravierende Mängel in der Buchhaltung“ festgestellt hatte. Das bestreitet die Klägerin vehement.
Sie verweist auf ihre wiederholten Hilferufe in Richtung Landesvorstand, weil ihre eingearbeitete Buchhalterin den Bezirk verlassen hatte und der ihr aus Düsseldorf „geschickte Mann“ ihr schlicht und ergreifend erklärt habe, das „sei nicht sein Ding“. Mittlerweile ist die Finanzbuchhaltung längst aus Gelsenkirchen abgezogen. Die Frage des Gerichts, was denn überhaupt noch für ein Schaden entstehen könne, wenn Martina Peil zurückkehre, konnten die Verdi- Vertreter „erst einmal nicht" beantworten.
Keine Alternative
Für die Klägerin gibt es außer einer ehrenvollen Rückkehr „mit einer Entschuldigung von Verdi für das vorschnelle Handeln“ keine Alternative. Und auch ihr Anwalt Merbeck appellierte an die Gegenseite, „endlich Schluss zu machen, die Klägerin zurückzuholen und die Blamage nicht noch größer werden zu lassen". Alles andere sei „schäbig und beschämend".
Zum Revisionsbericht 2009 und dem Folgebericht vom Herbst 2012, „dessen Ausmaß ich nicht einmal kannte", steuerte Klägerin Peil noch ein interessantes Detail bei: Am 4. Januar 2012 sei ihr schriftlich mitgeteilt worden, dass eine weitere Prüfung nicht nötig und die Sache damit abgeschlossen sei. Der Prozess wird in Kammerbesetzung am 5. März fortgesetzt. (Az 4 Ca 2382/12)