Gelsenkirchen. Das Marienhospital Gelsenkirchen und die Qualitätsgemeinschaft Praxisnetz Gelsenkirchen schließen sich zu einem Weiterbildungsverbund zusammen. Das Ziel ist mehr Hausärzte auszubilden.

Allgemeinmediziner sind unter der Vielzahl an Spezialisten in der Ärzteschaft mehr und mehr eine Ausnahmeerscheinung. Und das, obwohl der Berufsstand Arzt im vergangenen Jahr pro Kopf etwa 165.000 Euro brutto verdient hat. Schuld daran sind die Ärzteverbände, denn sie sind für das Honorarsystem zuständig und verteilen die Milliarden der Versicherten je nach Standort (und Fachrichtung) des Mediziners sehr unterschiedlich.

Ein Hausarzt bekommt vergleichsweise wenig

Nicht selten ist es, dass ein Nieren- oder Nervenspezialist locker das Doppelte oder Dreifache dessen im Jahr verdient, was ein Allgemeinmediziner bekommt. Und mehr als logisch ist es daher, dass Studierende die Wahl ihrer ärztlichen Ausrichtung eher der Lukrativität unterordnen denn ihrem Interesse und Fähigkeiten.

Auch am Marienhospital macht sich der Mangel an Hausärzten bemerkbar. Mit dem jetzt unterzeichneten Vertrag zum „Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin Gelsenkirchen-Süd“ zwischen der Qualitätsgemeinschaft Praxisnetz Gelsenkirchen (QPG) und Marienhospital Gelsenkirchen (MHG) wollen die Initiatoren, dass die ambulante Versorgung an Hausärzten (und Internisten) künftig sicher gestellt wird. Dauer der angebotenen fachärztlichen Fortbildung: 60 Monate. Plätze: drei bis fünf.

Wie arg die Not an hausärztlichem Nachwuchs ist, das fasste Bernhard Schulte von der Ärztekammer Westfalen-Lippe in Worte: „Gebraucht werden in unserem Einzuggebiet 170 Absolventen im Jahr, wir kommen aber nur auf eine Quote von 85 bis 90.“

Mentorenprogramm und Kita-Plätze

Während der Weiterbildung – 36 Monate im MHG und 24 in einer Praxis eines niedergelassenen Arztes – stehen Mentoren den jungen Ärzten unterstützend zur Seite.

Darüber hinaus trägt das MHG dem Trend Rechnung, dass zwei Drittel der Medizinstudierenden heutzutage Frauen sind. Soll heißen: Um den Balanceakt Kind und Karriere erfolgreich zu meistern, baut das Krankenhaus in seinem Schlagschatten seit Donnerstag einen Kindergarten mit 60 Plätzen – kein Betriebskindergarten wohlgemerkt, aber einer, der genügend Plätze hätte für Ärztinnen in Fortbildung mit Kindern. Fertig gestellt soll der Hort am 1. August 2013 sein.

Die Weiterbildung ist möglich in Voll- und Teilzeit. Nach einer zweijährigen Grundausbildung in Innerer Medizin folgt ein Jahr in einem chirurgischen Fach. Alternativ dazu gibt es noch Hospitanzen: etwa in der Urologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Gynäkologie, Radiologie, Nuklearmedizin sowie Kinder- und Jugendmedizin.