Gelsenkirchen. Die Stadt Gelsenkirchen hat ihre umstrittene Ablehnung einer Ikea-Ansiedlung an der A42 verteidigt: Für die Verwaltung ist ein Ansinnen dieser Größenordnung indiskutabel. Im Stadtentwicklungsausschuss ließen sie Fakten sprechen. Die Kritiker, die vorher noch kräftig ausgeteilt hatten, blieben stumm.

Ein verbaler Sturm der Entrüstung fegte letzte Woche in sozialen Netzwerken über die Verwaltung hinweg. Die Stadtspitze stand in der Kritik, weil sie aus rechtlichen und planerischen Gründen kein Entgegenkommen für eine Ikea-Ansiedlung auf dem Gewerbepark A 42 zeigte. Vorgespräche hatte das Möbelhaus für einen Mega-Markt nach neuem Konzept geführt, mit 25.000 m² Fläche für das übliche Ikea-Angebot und weiteren 30 000 m² für Branchen von Textil bis Elektro, also zentrenrelevanten Sortimenten.

Bereits aus dem Mai 2010 stammt die Anfrage nach dem NRW.urban- Gelände in Schalke-Nord. Im Stadtentwicklungs- und Planungsausschuss gab’s Mittwoch einen inhaltlichen Nachschlag. Das Thema kam unter Punkt 0.1 auf die Tagesordnung. Manche Dinge erlauben wohl keinen weiteren Aufschub...

„Rechtlich schlicht und ergreifend nicht zulässig“

Im Vorfeld hatten CDU-Fraktionschef Werner Wöll und Guido Tann, Kreisvorsitzender und CDU-Sprecher im Fachausschuss noch kräftig ausgeteilt. Tann hatte von der Verwaltung „kreative Lösungsansätze“ eingefordert und verlangt, dass sie „alle Möglichkeiten bis ins letzte Detail auslotet, um den wichtigen Aufgaben von zukunftsorientierter Wirtschaftsförderung gerecht zu werden“. Kern der Tann-Aussage in punkto Ikea. „Wo ein Wille ist, ist ein Weg.“ Kein Wort mehr davon in der Sitzung.

Die Verwaltung ließ Fakten sprechen: Planungsdezernat, Einzelhandelsverband und IHK haben sich längst positioniert. Für sie ist das Ikea-Ansinnen in dieser Größenordnung indiskutabel. Es würde das politisch regional abgestimmte Einzelhandelskonzept kippen und zu Lasten der Iokalen Innenstadtzentren gehen. Der gültige Bebauungsplan für das Gelände an der A 42 sieht ohnehin Gewerbe und Industrie-Nutzung vor. Ikea, rechnete Michaela Klee, stv. Abteilungsleiterin im städtischen Planungs-Referat, vor, ginge von von 3000 € Umsatz je Quadratmeter Verkaufsfläche aus. Macht 165 Mio. Euro im Jahr. Zum Vergleich: „In Buer sind es 140 Mio. Die gesamte Verkaufsfläche dort wäre kleiner als in diesem Shopping-Center.“

Solch eine Nutzung, so Stadtdirektor Michael von der Mühlen, „wäre hier rechtlich schlicht und ergreifend nicht zulässig“. In dieser Größenordnung, so SPD-Fraktionschef Klaus Haertel „wäre das nicht spurlos an Buer und der Bahnhofstraße vorbeigegangen. Ich kann die Verwaltung nur loben, dass sie abgelehnt hat. Auch die Liberalen sehen’s so. Jens Schäfer: „Das hier hat nichts mit dem Ikea zu tun, das wir aus Essen oder Dortmund kennen.“

Einzelhandelsverband begrüßt die konsequente Haltung

„Der Einzelhandelsverband dankt der Stadt ausdrücklich für ihre konsequente Haltung zum Ansiedlungswunsch Ikeas in Schalke“, betont Markus Richter, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Westfalen-West e.V. Ein Ikea-Haus sei ein durchaus reizvoller Gedanke, räumt Richter ein. „Aber hier geht es nicht nur um Billyregale.“ Es gehe um etliche Quadratmeter Verkaufsfläche, „die nichts mit Möbel zu tun haben. Die sogenannten Randsortimente stehen in direkter Konkurrenz zu den Innenstadtzentren. Zusätzlich sollen dann Kleidung und Elektroangebote nicht fehlen, um den neuen Standort attraktiv zu machen.“

Im kommunalen Einzelhandelskonzept gehe es darum, die falschen (Neben-)Sortimente an „den falschen Standorten in der falschen Größenordnung zu verhindern“. Für Einzelhandelsverband und IHK sei „es richtig und wichtig, ein Konzept vorweisen zu können, die Zentren einer Stadt zu stärken und dazu gehört eben auch einmal Nein zu sagen, wenn es an falscher Stelle eben nicht nur um Billy geht.“

CDU forderte im Vorfeld noch Rats-Diskussion ein

Im Stadtentwicklungs- und Planungsausschuss hielt sich gestern CDU-Fraktionschef Werner Wöll in Sachen Ikea mit Kritik völlig zurück. Er hatte lediglich eine Nachfrage. Es ging um die Situation in Castrop-Rauxel – auch dort hat der Möbelriese Interesse an einer Ansiedlung signalisiert.

Zu Wort meldete sich Wöll vorab per Pressemitteilung: Demnach will seine Ratsfraktion das „Ikea-Ansiedlungsbegehren“ auf die Tagesordnung der Ratssitzung am 29. November setzen. „Die Pläne für den Gewerbepark in Schalke-Nord sind für uns von besonderer Bedeutung, handelt es sich doch um eine neue Dimension des Einzelhandels“, so Wöll. Deshalb müsse sich der Rat „als politisches Spitzengremium damit befassen und der Oberbürgermeister die ihm bekannten Fakten auf den Tisch legen“. Es sei schon ein starkes Stück, wenn es richtig ist, dass es seit über zwei Jahren Kontakte zwischen Stadtverwaltung und Investor gegeben hat und wir von alledem nichts wussten.“

Die CDU will nun selbst Kontakt zu Ikea aufnehmen.