Gelsenkirchen. Der ehemalige Sportmoderator Manfred Breuckmann las in der Flora in Gelsenkirchen aus seinem neuem Buch „Fußballgipfel“. Bei dieser Gelegenheit diskutierte der 61-Jährige mit den Zuhörern über die Ausschreitungen beim Revierderby Borussia Dortmund gegen Schalke.
„Ich finde es unerträglich, was da abgegangen ist“, beklagt Manfred Breuckmann. Gewalt ist in seinem neuem Buch „Fußballgipfel“ ein wichtiges Thema. Der 61-Jährige nutzte seine Lesung in der Flora in Gelsenkirchen als Plattform, um über die Ausschreitungen rund ums Revierderby und Gegenmaßnahmen zu diskutieren.
Mit den Bildern konfrontiert habe er ein Gefühl der Ohnmacht, das ihn resignieren lässt: „Du kriegst das einfach nicht weg.“ Es habe zwar schon immer Spiele gegeben, „bei denen sich zwei Dörfer halb tot geprügelt haben.“ Die Szenen vom Wochenende hätten aber eine neue Dimension. „Wie kommt man an diesen Punkt, als 17-Jähriger in eine andere Stadt zu fahren und vorsätzlich einen normalen Fan der gegnerischen Mannschaft zu verprügeln“, fragt Breuckmann seine Zuhörer nach möglichen Motiven.
Neues Sicherheitskonzept
Als einen Grund nennt einer der Gäste die Scharmützel zwischen den Lagern (Fahnenklau durch Schalker, BVB-Flagge auf der Arena), so dass sich die Situation mit jedem Derby aufgeschaukelt habe. Ein anderer Besucher macht die Repressionen gegen Fans seit der WM 2006 für die Zuspitzung der Gewalt in den vergangenen Jahren verantwortlich.
Ein älterer Mann, der vor der Arena das Fan-Magazin „Schalke Unser“ verkauft und viel vom Drumherum mitbekommt, beobachtet die Entwicklung mit Sorge. „Ich habe schon selbst in die hassverzerrte Fratze eines jungen Fans geschaut, das war erschreckend.“ Häufig handele es sich bei den gewaltsuchenden Gruppen „um halbe Kinder“. Susanne Franke, Vorsitzende des Vereins „Schalker Fan-Initiative“, der unter anderem zu der Lesung eingeladen hatte, sieht die Debatte am Scheideweg. Entweder es werde Sanktionen geben oder man gehe den Weg des Fan-Dialoges. Nun müsse das neue Sicherheitskonzept der „Deutschen Fußball Liga“ diskutiert werden.
Verlagerung der Gewalt
Breuckmann hatte früher Repressionen weitgehend abgelehnt, nun stellt er fest, „dass es ohne Polizei nicht geht. „Ich habe überlegt, diesen Jungs mal für zwei Jahre den Führerschein abzunehmen, aber das geht wohl verfassungsrechtlich nicht.“ Ein Ausschluss von Gästefans, wie vom Dortmunder Polizeipräsidenten gefordert, sei keine Lösung. „Das ist albern, denn das Stadion ist nicht das Problem.“ So verlagere man Gewalt in die Innenstädte.
Was haben Uli Hoeneß, Harald Schmidt und Claudia Roth gemeinsam? Der FC Bayern-Präsident, der Entertainer und die Politikerin sind Fußballexperten – auf ihre Art. Den Plausch zu viert hat Reporter-Unikum Manni Breuckmann in seinem Buch „Fußballgipfel“ festgehalten.
Eigenwilliger Schlagabtausch
Ganz ohne Gage machten es sich die drei auf der cremefarbenen Ledergarnitur im Breuckmannschen Wohnzimmer bequem. Während Schmidt von harten Hunden wie Udo Lattek und Werner Lorant geprägt sei und die Spieler gerne Gras fressen sehe, habe Claudia Roth ein Auge auf das Aussehen der Spieler. Breuckmann: „Sami Khedira hat es ihr angetan.“ Erst vor 14 Tagen ist das Buch in Interviewform fertig geworden. Siegesschwanger vom Derbywochenende, zeigte sich der bekennende Schalker in der Flora bestens aufgelegt, las nicht nur vor, sondern spielte auch Mitschnitte aus der Runde, die es als Hörbuch zu kaufen gibt, ein. Unter anderem plauderte er über seine Reportertätigkeit bei Eintracht Gelsenkirchen. „Da gab es mal einen Bergschaden während des Spiels.“ Nach einer kurzen Unterbrechung und ein paar Schaufeln Torf sei die Partie im Fürstenbergstadion weitergegangen. Genauso umbeschwert präsentiert sich auch Breuckmann’s Buch.
BVB siegt auf Schalke
„Ich wollte das Thema formal anders angehen.“ Motto: Nicht schon wieder ein Vereinsporträt oder ein Spielersprüche-Buch. Das Dreigestirn Hoeneß, Schmidt und Roth liefern sich unter Breuckmann`s Regie einen Schlagabtausch über Spielergehälter, Frauenfußball, Rassismus und Homosexualität, den zunehmenden Kommerz, Politiker im Stadion und Gewalt. Der Spagat zwischen ernsthaften Denkanstößen und Unterhaltung gelingt dem Buch auf 176 Seiten. „In drei, vier Klositzungen ist das Buch durch“, prophezeit Breuckmann selbstironisch. Der „Fußballgipfel“ ist für 15 Euro erhältlich.