Gelsenkirchen. . Zum Jubiläum diskutiert der Verein “Schalker gegen Rassismus“ über Eskalationen im Fußball. Mit einem kleinen Banner in der Nordkurve fing vor 20 Jahren alles an. „Wenn am Ende der 90 Minuten der Hass noch so groß ist, dass man kein Bier zusammen trinken kann, fällt das für mich auch unter Rassismus“, sagt Autor Ben Redelings.

Mit einem kleinen Banner in der Nordkurve fing alles an. Am Freitag blickte die Schalker Fan-Initiative auf 20 Jahre Arbeit gegen Rassismus und Diskriminierung zurück.

Gesprächsthema Nummer Eins bei der Geburtstagsfeier in der Fan-Kneipe „Auf Schalke“, bei der unter anderem Manni Breuckmann und Gerd Rehberg zum Gratulieren vorbei kamen, war das Relegationsspiel zwischen Düsseldorf und Berlin. Die aktiven Fans warnen vor Schnellschüssen und setzen auf Prävention.

„Wenn am Ende der 90 Minuten der Hass noch so groß ist, dass man kein Bier zusammen trinken kann, fällt das für mich auch unter Rassismus“, so Autor Ben Redelings, der sich in einer Talkrunde mit Radiolegende Manni Breuckmann und Schalkes Ehrenpräsident Gerd Rehberg über die Arbeit der Fan-Initiative und über die jüngsten Eskalationen rund um den Fußball austauschte. Den schwarzen Peter sieht der Bochumer bei den Vereinen, der DFL und dem DFB: „An der Fan-Arbeit wurde in den vergangenen Jahren immer gespart.“

Gerd Rehberg stellte die Rolle der Profis in Frage: „Wenn schon die Vorbilder auf dem Platz versagen, wie soll es dann auf den Rängen aussehen?“ Manni Breuckmann warnte davor, die Gewalttäter isoliert vom Sport zu betrachten und als kriminelle Außenstehende abzustempeln: „Auch diese Irren sind Fußballfans.“ Und der Experte macht sich keine Illusionen: „Es wird nie einen absolut gewaltfreien Fußball geben.“

„Dass die Schulleitung auf uns zugekommen ist, zeigt, dass wir nach wie vor gebraucht werden“

Gerd Rehberg hob die Existenzberechtigung der Schalker Fan-Ini hervor. Mit Projekten, Ausstellungen, internationalen Fußballturnieren und präventiver Jugendarbeit tragen die „Schalker gegen Rassismus“ zum Abbau von Vorurteilen bei. Jüngst wurde eine Kooperation mit dem Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe als „Schule ohne Rassismus“ geschlossen. „Dass die Schulleitung auf uns zugekommen ist, zeigt, dass wir nach wie vor gebraucht werden“, so die erste Vorsitzende, Susanne Franke.

Gleichzeitig engagiert sich die Fan-Ini gegen Repressionen wie Fangnetze sowie für den Erhalt von Stehplätzen. Die Fans in der Schalke-Kneipe an der Kurt-Schumacher-Straße halten wenig von Aktionismus. „Ich sehe keine Sanktionsmaßnahmen, die so etwas wie in Düsseldorf verhindern könnten“, so Sven Schneider. Wenn Leute auf den Platz wollen oder Bengalos ins Stadion schmuggeln wollen, werde das auch passieren. „Man sollte vorher miteinander über die Gefahren reden und präventiv arbeiten“, so der 38-Jährige. „Ich kann mich an 2. Liga-Zeiten erinnern, da sind wir auch auf die Zäune geklettert“, so Martin Kulig. Die Vorkommnisse in Düsseldorf seien aber grenzwertig. „Für Familien ist sowas ganz problematisch.“ Von Bengalos hält Melanie Nass, die seit Jahren in der Nordkurve steht, nichts: „Mich wundert, wie solche Massen ins Stadion kommen können.“ Dass der Platz gestürmt wurde, relativiert die 43-Jährige: „Es hat sich ja niemand geprügelt.“