Gelsenkirchen. . Mal ganz abgesehen davon, dass sich in Gelsenkirchen ohnehin noch kein Buch von Mo Yan ausleihen oder kaufen lässt: Die Leser zeigen bisher auch nur geringes Interesse am Werk des chinesischen Literatur-Nobelpreisträgers.

Wenn in China ein Sack Reis platzt – das ist bei uns umgangssprachlich die Chiffre für denkbar Uninteressantes. Nun hat ein Chinese – und nicht einmal ein lupenreiner Dissident – den Literaturnobelpreis bekommen: Und es scheint die Literaturfreunde in Gelsenkirchen in der Tat nur mäßig zu interessieren.

Ob in der Stadtbibliothek, in der Buchhandlung Junius, bei Kottmann in Buer oder in der Mayerschen: Die Nachfrage nach dem Preisgekrönten ist gering bis nicht vorhanden. Allerdings hat auch keiner der genannten ein Werk von Mo Yan vorrätig. Die Verlage werfen nun eilig die Druckmaschinen an und alle Gefragten vor Ort wollen auch Werke von ihm – nicht nur das bekannteste, „Das rote Kornfeld“ .– bestellen, auch wenn man nicht mit großem Andrang rechnet.

Nach Herta Müller fragten viele

„Bei Herta Müller damals stieg die Nachfrage rasant“, erinnert sich Buchhändlerin Sabine Piechaczek von Junius und auch Bibliotheksleiterin Susanne Ernst und Annette Nicolai von der Mayerschen bestätigen ein größeres Interesse an Müller als etwa im Vorjahr am schwedischen Lyriker Tomas Tranströmer. Dirk Niewöhner von Kottmann in Buer bezweifelt allerdings , ob angesichts der komplexen Sprache von Herta Müller auch wirklich alle Examplare gelesen wurden.

Das Gastland der Buchmesse, Neuseeland, ist in der Stadtbücherei kein Extra-Thema, Junius und Mayersche haben jeweils eine eigene Ecke eingerichtet. Junius mit Anthologien („Neuseeland fürs Handgepäck“) und bekannten Literaten, die Mayersche vorwiegend mit Bildbänden und erfolgreichen Romanen wie von Sarah Lark. Die Kette bietet zudem eine Fahrt zur Buchmesse an. Das Interesse der Kundschaft an neuseeländischer Literatur jenseits der eher trivialen Verkaufsschlager ist allerdings eher mäßig. Zumal geniale und durchaus auch publikumsträchtige Autoren wie Anthony McCarten („Englischer Harem“, „Superhelden“) gar nicht als neuseeländische Autoren wahrgenommen werden, weil ihre Themen global sind bzw. die Handlung anderswo spielt.

Deutlich mehr Beachtung durch Leser finden nach wie vor in Bücherei wie in den Buchhandlungen die meisten Titel der Spiegel-Bestsellerliste. Und auch die aktuelle Ausgezeichnete des Deutschen Buchhandels, Ursula Krechel, stößt mit ihrem „Landgericht“-Roman auf nennenswertes Interesse. Doch auch dieses Buch ist erst in den nächsten Tagen lieferbar.