Gelsenkirchen.

Fast wäre es für die Premierenbesucher selbst ein „Sprung in die Leere“ geworden. Denn die Uraufführung der gleichnamigen Oper im Musiktheater im Revier stand kurzzeitig auf der Kippe. Die Auftragskomposition anlässlich des 50. Todestages von Yves Klein hatte die Nachlassverwalter auf den Plan gerufen, die ihre Anwälte einschalteten. Ziel: Schutz von Persönlichkeitsrechten.

Dass es am späten Samstagabend doch noch zur Premiere des Werkes rund um Werk und Vita des französischen Ausnahmekünstlers gekommen ist, war einer Einigung zwischen Musiktheater und der Pariser Klein-Familie zu verdanken.

Große Farb- und Klangflächen

„Um einer einstweiligen Verfügung vorzugreifen“, erklärte MiR-Intendant Michael Schulz den Premierenbesuchern im Foyer, „haben wir uns mit den Anwälten auf das Verlesen einer Erklärung geeinigt.“ In dieser weist das Musiktheater ausdrücklich darauf hin, dass die Zuschauer keiner biografisch belegten Yves Klein-Figur begegnen würden: „Bei den Texten handelt es sich ganz bewusst um frei assoziiertes und im Sinne einer subjektiv-spekulativen Annäherung erfundenes Material in poetischem Kontext.“

Eine für die Erben wichtige Aussage, da sich die Texte aus der Feder des Librettisten Reto Finger auch mit dem Verhältnis des Künstlers zu seinem ungeborenen Sohn beschäftigen. Klein starb 34-jährig zwei Monate vor der Geburt seines Kindes.

Die Liebe zu Japan

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Dichtung oder Wahrheit, was am Ende im Foyer, gleich vor den berühmten blauen Yves-Klein-Wänden, in der Regie von Ulla Theißen Uraufführung feierte, war ein bestechendes, faszinierendes Kaleidoskop aus magischen Klängen (Musik Felix Leuschner) und poetischen Texten. Eine Collage, die die unterschiedlichen Facetten der Künstlerpersönlichkeit Yves Klein (ausgezeichnet dargestellt von Mark Weigel) beleuchtete. Die an seine Liebe zu Judo und Japan, zu Spiritualität und Familie, aber auch an Todesahnung erinnerte.

Die monochromen blauen Flächen spiegelten sich wider in breiten Klangflächen, die der Opernchor des MiR und das Folkwang Kammerorchester Essen (Leitung Dirk Erdelkamp) großartig in den Raum malten.

Überhaupt der Raum, er mutierte mit seinem Nachhall selbst zum Klangkörper, bot zudem eine ausgezeichnete Kulisse, nicht nur durch die Reliefwände, auch durch Einbeziehung der Glasrotunde und der Front zur Stadt hin. Das Publikum, es drehte sich dank der MiR-Sessel im Rhythmus des Raumgeschehens mit. Zufriedener Beifall.