Gelsenkirchen. . Fatih Cevikkollu gastierte in der Gelsenkirchener Kaue. Scharfsinnig lieferte der Kölner das Gegenteil von dem Bild, das er sonst als Kioskverkäufer Murat in Atze Schröders Comedy-Serie abgibt.

Sprache ist seine Waffe. Sagt Fatih Cevikkollu. Gut gebrüllt Löwe. Am Freitag ließ der Schauspieler und Kabarettist in der Kaue Taten Folgen. Bitterböse und scharfsinnig zugleich lieferte der Kölner das genaue Gegenteil von dem Bild, das er sonst als Kioskverkäufer Murat in Atze Schröders Comedy-Serie abgibt. Intelligent und wortgewandt statt privatfernsehtauglich kam der Türke mit seinem Programm „Fatih Unser“ daher.

Obwohl der Titel es vermuten lässt, spielt Religion in Cevikkollus Programm nur eine Nebenrolle. Islam-Video, Kopftuchdebatte und Beschneidungsdiskussion („Die Vorhaut ist die fleischgewordene Schnittmenge zwischen Juden und Moslems“) baut der Rheinländer dennoch geschickt ein.

Kabarettist an der Himmelstür

Mehr Zeit widmet Herr Cevidingens, wie ihn sein Arzt nach eigenen Angaben zu nennen pflegt, seinen Erfahrungen als Türke in Deutschland. Sein Programm ist an folgendem Szenario aufgehängt: Plötzlich aus dem Leben gerissen wird Cevikkollu im Himmel wach und wirbt bei Gott für seinen Verbleib auf der Erde. Im Zwiegespräch mit dem Herrn lässt der 49-Jährige sein Leben Revue passieren.

Auf Du und Du mit den Fans

Dabei legt Cevikkollu den Finger in die Wunde: Wenn er sich im Ausland outet, dass er aus Deutschland kommt, gibt es als Antwort meist nur „So sehen die jetzt aus?“. Und in die Kerbe schlägt der „Prix Pantheon“-Preisträger besonders gerne. Zum Beispiel wenn er sich als Dönerverkäufer oder tanzender Folklore-Osmane gibt. Der Funke zum Publikum will an diesem Abend trotz aller Bemühungen nicht überspringen. Obwohl der Kölner in der Wahl der Worte immer so tut, als spiele er für jeden einzelnen Besucher exklusiv („Sprichst du kein Deutsch?“).

Mit scharfer Zunge packt der Kabarettist politische Themen an. Guido Westerwelle wünscht er sich in gelber Burka, den Rest der Politiker sieht er als Marionetten der Wirtschaft. Für den Satz „Erdogan kümmert sich um die Türken, die Seehofer angeschossen hat“ erntet er Applaus. Das Lachen bleibt den Zuschauern in der Kaue erst im Halse stecken als Cevikkollu den Hitler macht - und zwar beim Koitus mit Schäferhund Blondi. Cevikkollu weiß um seine scharfe Zunge. „Na, wie ist die Stimmung?“, fragt er zynisch. Und er hält dem Volk den Spiegel vor: „Die Leute lachen nur über das, was sie kennen.“ Da kommt ein Türkenwitz gerade recht. Oder die beliebten Figuren Hans Werner, ein Autoschieber aus Köln oder Joao, der naive, angeberische Brasilianer. Die vielen Gesichter des Fatih C. haben sich rumgesprochen: Demnächst kommt seine eigene TV-Sendung.