Gelsenkirchen. . Gewohnt (gespielt) mürrisch ließ sich Kabarettist Fritz Eckenga in der ausverkauften Kaue über Gott und die Welt aus. Sein aktuelles Programm heißt „Alle Zeitfenster auf Kipp“.

Ein bisschen Zeit brauchten der Künstler und das Publikum, um sich gegenseitig zu beschnuppern. Ungefähr eine knappe Halbzeit, um dem Fußballfreund Fritz Eckenga metaphorisch gerecht zu werden. So recht wollte der Funke zu Beginn des Programms „Alle Zeitfenster auf Kipp“ einfach nicht überspringen. Das Fenster klemmte gewissermaßen ein wenig. Auf der einen Seite der Scheibe Kabarettist Eckenga, auf der anderen das Publikum in der ausverkauften Kaue. „Es gibt Tage, die nicht so richtig anlaufen. So wie dieses Programm gerade. . .“, nahm der Mann aus Dortmund das anfängliche Fremdeln mit Humor.

Vielleicht hätte der bekennende BVB-Fan das Foppen sein lassen sollen. Noch bevor Eckenga nämlich zu sehen war, war er zu hören. Und er hatte gespielte Schwierigkeiten, den Weg zur Bühne zu finden. „Bauen die die ganze Stadt um, nur weil die Dritter geworden sind?!“, frotzelte Eckenga aus dem Off und das Publikum raunte. Aber die anfängliche Distanz zwischen Sender und Empfänger war wohl kaum in diesem zu erwartenden Seitenhieb zu suchen. Aber bald war ja ohnehin alles gut. Und Eckenga blieb in Sachen Fußball auch weitestgehend versöhnlich.

Womit er weniger gut leben kann als mit einem Auftritt in Schalke, ist die geheuchelte Freundlichkeit beim Bäcker, in der Tankstelle, sonst wo. Ein gequält hervorgepresstes „Schönen Tach noch!“, dieser „akustische Karnickelfangschlag“ wurde zum Running Gag. Und auch zwischen Künstler und Publikum lief es dann ganz flüssig.

Eckenga verächtet Punktesammelsysteme („Keine-Karte-keine-Punkte-nur-’ne-Quittung!!“), die Nahrungsmittelindustrie („Habe ich genügend Masthähnchen gegessen, um keine Schweinegrippe zu bekommen?“), TV-Gewinnspiele („Wie wurde Jesus noch genannt? A - Heiland oder B - Holland?“), die moderne Technik, Politiker ohnehin. Vor allem aber mit seiner digitalen Assistentin Sandra hat der Kabarettist so seine Probleme.

Das Mitglied von Rocktheater N8chtschicht kann aber auch Poesie. Mal romantisch, mal roh, mal lokal, mal global kommt es Fritz Eckenga in Versmaßen über die Lippen. Zum Schluss dann ein Evergreen, nämlich die zechenden Handelsvertreter Strohmeyer und Hambacher, die Eckenga in Personalunion spielt. „Nehm’ wa noch ein’? - Ja sicha!“ Und war am Ende alles in Butter? Ja sicher!