Gelsenkirchen. . Bundesweit gibt es sie bereits mehrfach, nun ist auch Gelsenkirchen dabei. Als Partner der Kulturloge Ruhr gibt es jetzt für Menschen mit großem Interesse an Kultur und zu kleinem Geldbeutel Gratiskarten für Plätze, die sonst frei blieben.
„Kultur für alle“ fordern engagierte Künstler und Politiker schon seit den 70er Jahren. Den Zugang zur Kultur für alle zu ermöglichen ist auch die Idee der Kulturloge, die sich am Freitag als Partner der Kulturloge Ruhr e.V. in Gelsenkirchen gründete. Loge: Das meint in dem Fall keinen elitären Kreis, sondern den Logenplatz im Theater. Und die Gäste dieser Loge widerum sollen Menschen sein, die Interesse an Kultur haben, sich Theater- oder Konzertbesuche aber aus finanziellen Gründen nicht leisten können.
Die Idee dahinter: Kulturveranstalter melden der Kulturloge freigebliebene Plätze, die fragt bei ihr eingetragene Interessenten, ob sie Lust und Zeit haben, die angebotene Veranstaltung bei freiem Eintritt zu besuchen. Die Vermittlung der Plätze, also die Schnittstelle zwischen Veranstaltern und Gästen, übernehmen ehrenamtliche Helfer in den Räumen der Ehrenamtsagentur. Die Helfer sind ausgestattet mit Laptops und Handys – finanziert von der Bürgerstiftung Gelsenkirchen – um die Angebote schnell weiterleiten zu können. Und weil man möglichst nah am Bürger sein möchte, fand die Gründungszeremonie mitten in der Innenstadt unter freiem Himmel statt.
Info über soziale Einrichtungen
Oberbürgermeister Frank Baranowski sprach in seinem Grußwort von der „Kultur als Hefe der Gesellschaft, nicht als Sahnehäubchen“. Die Idee zur Kulturloge sei aus der Bürgerschaft gekommen und sei der „richtige Ansatz, Teilhabe zu realisieren“. Das befördere er gern.
WAZ-Leserbeirätin Brigitta Blömecke und Marie-Cecile Duclercq von den Gelsenkirchener Geschichten hatten die Partnerschaft Gelsenkirchens mit der Kulturloge gemeinsam mit der Ehrenamtsagentur angestoßen. Auch Dortmund, Witten, Oberhausen, Bochum und Mülheim sind Partner der im Kulturhauptstadtjahr 2010 in Essen gegründeten Organisation. Die zählt mittlerweile 78 Kulturpartner in der Region, 4500 Tickets wurden bereits weitergereicht.
Neue Partner willkommen
Das Prinzip: Gäste erfahren über soziale Einrichtungen wie etwa die Tafel von der Kulturloge. Sie dokumentieren gegenüber der Loge für ein Jahr per GE-Pass oder anderen Dokumenten ihre Bedürftigkeit, nennen ihre Vorlieben – Oper, Musical, Kindertheater, Klassik oder Pop-Musik, ob sie auch in Nachbarstädte fahren können oder wollen usw. – und registrieren sich. Die Loge meldet sich, sobald es passende Karten gibt. Die Karten werden auf den Namen des Gastes an der Kasse hinterlegt. So muss sich niemand vor Ort als „bedürftig“ outen. Es gibt immer zwei Karten; in der Hoffnung, dass mobile Freunde oder Angehörige die Anreise ermöglichen helfen. Denn die Bahnfahrt etwa zum Essener Aalto überfordert manches Portemonee.
In Gelsenkirchen haben sich das Musiktheater, die Emschertainment GmbH, das Consol Theater, die Bleckkirche, Schloss Horst, der Kulturraum die Flora und das Referat Kultur sofort bereit erklärt, Karten zur Verfügung zu stellen. Schalke, die Zoom-Erlebniswelt und Kinos will man noch ansprechen. Die Kulturloge vor Ort ist erreichbar unter 0157 8285 1502 und - 1503 sowie unter der Nummer der Ehrenamtsagentur 169 3333.
Streit um den Namen
Bundesweit gibt es bereits viele Kulturlogen. Die Gründerin der Kulturloge Marburg, Hilde Rektorschek, kam Freitag nach Gelsenkirchen, um auf ihr Recht auf Namen und Konzept geltend zu machen. Sie selbst hat einen Bundesverband gegründet.
Während die Kulturloge Ruhr und Logen in anderen Großstädten wie Hamburg, Berlin und Köln die Bedürftigkeit der Gäste prüfen – auch um die eigenen Gemeinnützigkeit zu sichern – hält Hilde Rektorschek das für entwürdigend. Unter anderem deshalb wehrt sie sich gegen die Nutzung des aus ihrer Sicht geschützten Namens „Kulturloge“.