Gelsenkirchen. „Gelsenkirchen – all inclusive“ heißt ein neues Projekt, das Inklusion in der Stadt vorantreiben soll. Dabei will die Verwaltung auf Erfahrungen der Bürger zurückgreifen und lädt zum Austausch ein.
Das Ziel von Karin Welge ist ein hehres. Das Selbstverständnis der Stadtgesellschaft will sie anpacken. Es verändern. Die Sozialdezernentin Gelsenkirchens und der Behindertenbeauftragte der Stadt, Dr. Wilfried Reckert, treiben die Inklusion voran und wollen mit einer großen Veranstaltung die Bevölkerung in den Prozess einbinden. „Gelsenkirchen – all inclusive“ heißt die und steigt am 4. Oktober in der Emscher-Lippe-Halle.
Die Idee ist einfach: In einer Stadt, in der Finanzmittel arg beschränkt sind, will jede Investition wohl überlegt sein. Auch in Sachen Inklusion. „Wir können nicht das illusionäre Versprechen abgeben, dass wir in kurzer Zeit die ganze Stadt barrierefrei machen. Aber wir können Schwerpunkte setzen. Und um diese Schwerpunkte zu finden, setzen wir auf die Mitarbeiter der Bevölkerung. Jeder der zu Wort kommen will, der soll auch zu Wort kommen. Das wird kein einfacher Diskurs werden, aber wir versuchen hier werthaltig zum Wohle aller Bürger Gelsenkirchens zu arbeiten“, sagt Sozialdezernentin Karin Welge.
Um die Bevölkerung für das Projekt, das den Untertitel „Traumziel Barrierefreiheit“ trägt, zu gewinnen, gibt es eine große Auftaktveranstaltung am 4. Oktober ab 16 Uhr in der Emscher-Lippe-Halle. Die wird dafür extra weitgehend barrierefrei gemacht, so dass auch Rollstuhlfahrer problemlos dabei sein können. „Wir werden einen ‘Markt der Möglichkeiten’ dabei haben“, sagt Dr. Wilfried Reckert. 30 Institutionen aus der Stadt werden ihre Angebote für Menschen mit Handicap vorstellen. „Ich bin sicher, dass da einige überrascht sein werden, was es alles gibt. Das geht von Angeboten der Stadt über Sportvereine bis hin zu Schulen“, erklärt Welge.
Neubauten immer barrierefrei
Letztere barrierefrei zu machen, da ist sich Karin Welge sicher, wird noch einige Zeit dauern. Anders, das sichert Dr. Reckert zu, sieht es bei allen städtischen Neubauten aus. „Wir sind da deutlich weiter als viele andere Städte. Wir beziehen den Beirat für Menschen mit Behinderung immer ein. Wir achten auf Bedürfnisse“, erklärt er. An dieser Stelle klappt die Einbindung in Planungsprozesse. Das Beispiel soll aber Schule machen. „Wir rufen alle Bürger der Stadt auf, uns ihre Sicht zu erklären. Was klappt in Gelsenkirchen gut, wo gibt es Verbesserungsbedarf“, so Welge.
Der Sozialdezernentin geht es dabei aber nicht nur um die technischen Voraussetzungen einer möglichst barrierefreien Stadt. Ihr geht es auch im Barrieren in den Köpfen. „Man kann Barrierefreiheit auch anders definieren. Es gibt Situationen, da bringt es viel mehr, wenn Menschen füreinander da sind. Sich begleiten und gemeinsam Barrieren überwinden. Das meine ich auch mit einem anderen Selbstverständnis der Stadtgesellschaft. Deshalb würde ich mich auch freuen, wenn nicht nur Menschen mit Handicap auf uns zukommen, sondern auch Nicht-Behinderte. Es geht um ein Miteinander.“